Fachgerechte Montage von Fenster und Türen – Teil 3

Befestigung

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Eine fachgerechte Montage ist wesentlich für die Funktionalität und Langlebigkeit von Bauelementen wie Fenstern, Türen, Rollladen und Toren.

Auswertungen von ift-Gutachten zeigen, dass über 50% der Baumängel auf einer fehlerhaften Montage basieren. Um dies zu vermeiden, zeigt der Dreiteiler des ift Rosenheim was bei der Planung (Teil 1). Abdichtung (Teil 2) und Befestigung (Teil 3) zu beachten ist. Die Inhalte basieren auf dem Montageleitfaden von der RAL-Gütegemeinschaft Fenster, Fassaden und Haustüren, dem ift Rosenheim und dem BIV.

Zimmerer und Holzbauer haben grundsätzlich ein gutes Verständnis für einwirkende Kräfte und die Bedeutung der Befestigung, die ja alle auftretenden Kräfte (Eigengewicht, Wind, Nutzlasten etc.) sicher in die Außenwand leiten muss. Untypisch sind die dynamische Lasten bei Bauelementen, die durch bewegliche Flügel entstehen, die oft entscheidend sind. Fehler bei der Befestigung sind direkt durch „wackeln“ oder „klemmen“ bemerkbar. Wenn Fugen wegen Bauteilbewegungen abreißen und undicht werden, können schwere Folgeschäden durch Feuchtigkeit entstehen.

Zwei Bilder, links: Messung Fugenabstandes, rechts: Fenster wurde mit Lücke an Mauerwerk befestigt
Bild 1: Typische Befestigungsfehler durch mangelnde Planung und fehlenden Sachverstand
Einblicke und die Planung über den kostenlosen ift-Monatgeplaner
Bild 2: Der kostenlose ift-Montageplaner ermöglicht auch die einfache Bestimmung der Auflager-kräfte

Die Kräfte in Fensterebene (Eigenlast) werden über Tragklötze (unten links und rechts) sowie seitlich diagonal (bandseitig unten, schließseitig oben) in den Baukörper abgeleitet. Die Kräfte rechtwinklig zur Fensterebene müssen über die Befestigungsmittel (Schrauben, Dübel etc.) in den Baukörper abgetragen werden. In der Praxis ist häufig der Lastfall „Flügelgewicht und vertikale Nutzlasten“ für die Bemessung ausschlaggebend.

Gemeint ist die Kraft auf den Griff und damit Flügel beim Öffnen und Schließen bzw. der Lastfall beim Reinigen von Fensterflügel. Bei Berücksichtigung einer vertikalen Nutzlast wird für private Bauten die Klasse 2 (400 N) und für öffentliche Bauten die Klasse 3 (600 N) n. EN 13115 „Vertikallasten, Verwindung und Bedienkräfte“ empfohlen. Bei großflächigen Elementen, hohen Windlasten und nicht umlaufender Befestigung kann auch die Einwirkung zufolge Wind maßgebend sein. Mit den ermittelten Daten und den Objektangaben zur Einbausituation (Verankerungsgrund, Einbaulage) kann zusammen mit dem Befestigungsmittelhersteller ein geeignetes Befestigungssystem ausgewählt werden. Zur Unterstützung von Planern und Handwerkern hat das ift Rosenheim den Montageplaner entwickelt, der auch die Auflagerkräfte berechnet.

Unterscheidung von Standard- und Sonderfällen

Die Belastungen für Fenster sind durch höhere Glas- und Fenstergewichte, größere Abmessungen oder „liegende“ Fensterformate (Hebelwirkung) gestiegen, so dass Fenster nicht mehr unbedenklich nach den „alten“ Standardregeln befestigt werden können. Damit nicht für jede Montage eine objektspezifische statische Bemessung durchgeführt werden muss, ist eine differenzierte Betrachtung notwendig. Der RAL Montageleitfaden definiert deshalb drei Anwendungsfälle, die sich aus den technischen Grundlagen und baurechtlichen Anforderungen ergeben. Durch diese Fälle wird die Anwendung vereinfacht und gleichzeitig ein hohes Maß an Rechtssicherheit erreicht. Der Standard beschreibt die bekannten Befestigungsregeln mit einer umlaufenden Befestigung. Der Sonderfall 1 kann vom Montageverantwortlichen im Regelfall berechnet und entschieden werden (s. Bild 3).

Der Sonderfall 2 basiert auf baurechtlichen bzw. nachweispflichtigen Rahmenbedingungen (Befestigung absturzsichernder, einbruchhemmender Fenster oder bei Brandschutzanforderungen) und muss über einen statischen Nachweis (Statiker) oder einen Prüfnachweis bzw. Verwendbarkeitsnachweis einer Prüfstelle bzw. Zulassungsstelle verfügen.

Vergleiche zwischen Standard und Sonderfall 1, welche Materialien in Außenwänden, Einbausituationen, Fensterkonstruktionen und Leistungseigenschaften verwendet werden.
Bild 3: Unterscheidung in Standard- und Sonderfall für die Befestigung von Fenstern

Befestigung Standardfall

Der Standardfall gilt für die überwiegende Anzahl von Lochfenstern in Wohnhäusern und Gebäuden ohne besondere Anforderungen. Bei Beachtung der nachfolgend beschriebenen Randbedingungen kann von einer fachgerechten Befestigung ausgegangen werden.

  1. umlaufende, mechanische Befestigung mit geeigneten Befestigungsmitteln unter Einhaltung der Verarbeitungsvorgaben der Hersteller (bei Holz und Alu alle 80 cm, bei PVC alle 70 cm, Abstand von Innenecke 10-15 cm),
  2. Bei Rollladenkästen (nicht Vorbaurollladen) ist der obere Blendrahmenteil, der nicht mechanisch befestigt werden kann, statisch freitragend zu dimensionieren und seitlich ausreichend zu befestigen. Das Gleiche gilt analog für freitragende Rahmenteile von Fenstern,

fachgerechte Anordnung geeigneter Trag- und Distanzklötze bzw. geeigneter Winkel, Konsolen oder Laschen bei auskragender Montage vor der tragenden Wandkonstruktion.

Tipps für die Befestigungsplanung

Die Befestigung wird je nach Befestigungsart (Rahmendübel, Maueranker), auf Auszug, Querzug oder Biegung beansprucht. Bei mehrschaligen Wandsystemen, bei denen das Fenster im Bereich der Dämmung eingebaut ist, müssen diese Kräfte mit ausreichend dimensionierten Metallwinkeln, Konsolen oder Laschen oder durch den Einsatz von vorab zu montierenden Zargen in den tragenden Wandbereich abgeleitet werden (Nachweise der Befestigungsmittelhersteller anfordern).

Zeigt den unterschied zwischen Statischem System und Fenster Befestigung beim Zentrischen Zug, Querkraft und Biegung.
Bild 4: Tragfähigkeit der Befestigung in Abhängigkeit von der Belastungsart
Bild 5: Hinweise für die Auswahl geeigneter Befestigungsarten

Bei Außentüren ist eine druckfeste Hinterfütterung und eine zusätzliche Befestigung im Bereich des Schließbleches und der Bänder vorzusehen. Dünne Befestigungsbleche (statisch biegeweich), Ortschäume und dergleichen sind zur Abtragung der Lasten nicht ausreichend. Begehbare Schwellen sind über die gesamte Öffnungsbreite trittfest zu unterbauen.

Für die unterschiedlichen Anforderungen und Einbausituationen gibt es jeweils geeignete Befestigungssysteme. Der Einsatzzweck sowie die maximalen Kräfte und Lasten müssen vom Hersteller von Befestigungsmitteln oder Fensterhersteller definiert sein und vom Monteur beachtet werden. Bei auskragender Montage vor der tragenden Wandkonstruktion sind Befestigungspunkte anstelle der Tragklötze vorzusehen. Bei Befestigungssystemen mit Distanzbefestigung sind Trag- und Distanzklötze nicht erforderlich, wenn entsprechende Nachweise durch den Befestigungsmittelhersteller vorliegen und die von ihm vorgegebenen Anwendungsgrenzen eingehalten werden.

Ein Nachweis der Eignung von Befestigungsmitteln und -systemen sowie die Ermittlung charakteristischer Tragfähigkeiten und Bemessungslasten in Abhängigkeit der Beanspruchung und dem Befestigungsgrund kann anhand der ift-Richtlinie MO-02/1, Baukörperanschluss von Fenstern, Teil 2: Verfahren zur Ermittlung der Gebrauchstauglichkeit von Befestigungssystemen, durch den Befestigungsmittelhersteller erfolgen.

Bild 6: Hinweise für die Auswahl geeigneter Befestigungsmitte in Abhängigkeit vom Befesti-gungsgrund

Infokasten

Das ift Rosenheim bildet in einem einwöchigen Seminar Bauexperten zur „ift-Montagefachkraft“ aus. Im Seminar werden die bauphysikalischen, konstruktiven, statischen und baurechtlichen Grund­sätze sowie die Auswahl geeigneter Abdichtungs- und Befestigungssysteme und deren Anwendung praxisbezogen vermittelt. Die „ift-Montagefachkraft“ ist so in der Lage, als Montageleiter die Anschlussausbildung von Bauelementen zum Baukörper objektspezifisch zu erfassen, zu beschreiben und fachgerecht umzusetzen. Auf der ift-Website werden ift-Montagefachkräfte für Bauherren und Planern empfohlen.

Der „RAL-Montageleitfaden“ dokumentiert den Stand der Technik und beschreibt die theoretischen und baupraktischen Grundlagen für die Montage von Fenstern und Außentüren. Dies umfasst praxisbezogene Informationen zur Abdichtung, Dämmung, Befestigung sowie Statik und Bauphysik. Ergänzt wird dies durch Standarddetails und viele Praxisbeispiele.

Cover vom "RAL-Montageleitfaden"

Weitere Artikel dieser Reihe

Im ersten und zweiten Teil unserer Artikel-Reihe "Fachgerechte Montage von Fenster und Türen" werden die Themen Planung sowie Abdichtung gegen Raumluftfeuchte und Schlagregen behandelt.

Zu Teil 1

Literatur

  1. Leitfaden zur Planung und Ausführung der Montage von Fenstern und Haustüren für Neubau und Renovierung (Leitfaden zur Montage/LzM). Erstellt vom ift Rosenheim und der RAL-Gütegemeinschaft Fenster, Fassaden und Haustüren e.V., Rosenheim/Frankfurt, 3/2014
  2. Leitfaden zur Montage von Vorhangfassaden – Planung und Ausführung der Montage für Neubau und Renovierung. Erstellt vom ift Rosenheim und der RAL-Gütegemeinschaft Fenster, Fassaden und Haustüren e.V., Rosenheim/Frankfurt, 6/2017
  3. ift-Richtlinie MO-01/1 „Baukörperanschluss von Fenstern – Teil 1: Verfahren zur Ermittlung der Gebrauchstauglichkeit von Abdichtungssystemen.“ und  Teil 2 „Verfahren zur Ermittlung der Gebrauchstauglichkeit von Befestigungssystemen“

Wolfgang Jehl

ift Rosenheim

Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Jehl ist im ift Rosenheim als Produktmanager für den Bereich äußere Abschlüsse, Materialien für den Baukörperanschluss sowie geklebte Verglasungen tätig. Als Hauptverfasser des Montageleitfadens und diverser Richtlinien sowie als langjähriger Gutachter gilt er als führender Experte auf diesem Gebiet. Als Referent und Autor sowie in verschiedenen Normungsgremien gibt er seine Erfahrung an die Branche weiter

Jürgen Benitz-Wildenburg

ift Rosenheim

Dipl.-Ing. (FH) Jürgen Benitz-Wildenburg leitet im ift Rosenheim den Bereich PR & Kommunikation. Als Schreiner, Holzbauingenieur und Marketingexperte ist er seit 30 Jahren in der Holz- und Fensterbranche in verschiedenen Funktionen tätig. Als Lehrbeauftragter, Referent und Autor gibt er seine Erfahrung weiter.

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