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Fenster und Außentüren sind multifunktionale Bauteile, die eine Vielzahl von Eigenschaften erfüllen müssen. Die fachgerechte Planung und Durchführung der Montage sind wesentlich für deren Funktionalität und Langlebigkeit.
Auswertungen von ift-Gutachten zeigen, dass über 50% der Baumängel auf einer fehlerhaften Montage basieren. Um dies zu vermeiden, zeigt der Dreiteiler des ift Rosenheim was bei einer fachgerechten Planung und Ausführung der Abdichtung und Dämmung (Teil 2) sowie Befestigung (Teil 3) zu beachten ist. Die Inhalte basieren auf dem Montageleitfaden von der RAL-Gütegemeinschaft Fenster, Fassaden und Haustüren, dem ift Rosenheim und dem BIV.
Zu einer professionellen Montage gehören eine sorgfältige Planung der Abdichtung, Dämmung und Befestigung sowie die Auswahl geeigneter Produkte. Dafür braucht es Montagedetails, die zum Fenstersystem, den Anforderungen und der Außenwand passen. Kompetente Montageexperten sind in der Lage, diese Musterdetails mit den Gegebenheiten vor Ort zu vergleichen und ggf. anzupassen. Dies gilt besonders für energetisch optimierte Wandaufbauten (Wärmedämmverbundsysteme), den Schwellenbereich von Haus-, Terrassen- und Balkontüren in barrierefreier Ausführung, die Altbausanierung sowie speziellen Anforderungen wie Einbruchhemmung, Absturzsicherheit oder Brandschutz.
Bei dieser Aufgabe unterstützt das ift Rosenheim Zimmerer und Montagebetriebe durch den kostenlosen ift-Montageplaner, der die notwendigen Berechnungen für die Befestigung und den Mindestwärmeschutz durchführt und geprüfte Befestigungs- und Abdichtungssysteme vorschlägt.
Planung und Ausschreibung von Regeldetails
Die Planung der Einbausituation, die Gestaltung und die Koordination der Gewerkeschnittstellen obliegen dem vom Bauherrn bestellten Planer. Darüber hinaus sind die fachgerechte Ausführbarkeit, Gebrauchstauglichkeit und Wirtschaftlichkeit zu beachten. Die Gutachterpraxis des ift Rosenheim zeigt, dass die Ursachen für Mängel häufig in fehlenden Planvorgaben liegen. Deshalb sollte die Montageleistung vertraglich eindeutig definiert werden (VOB/C im Abschnitt 0). Zum Verständnis des Zusammenspiels von Bauelement, Fuge und Wand, eignet sich das Ebenenmodell des ift Rosenheim. Dieses weist bauphysikalische Anforderungen und weitere Funktionen getrennten Funktionsebenen zu.
Werkstatt- und Montageplanung
Auf Grundlage der Ausführungsplanung durch den Architekten oder Gebäudeplaner muss die Montage durch eine Werkplanung im Detail geplant werden. Die unterschiedlichen Anforderungen und Bewegungen aus Rahmenkonstruktion und Bauwerk müssen von der Anschlussfuge aufgenommen und ausgeglichen werden. Der fachgerechten Gestaltung der Anschlussfuge, d. h. Konstruktion, Fugengeometrie, Befestigung, Dämmung und Abdichtung kommt eine große Bedeutung zu. Die VOB/B fordert von den ausführenden Firmen ein aktives „Mitdenken“, um Fehler in der Planung, Ausschreibung oder in Zeichnungen zu vermeiden. Dies gilt für die Ausführung, die Beschaffenheit und Güte der vom Auftraggeber gelieferten Materialien oder Bauteile (Schließzylinder, Rollladenkästen etc.) oder für die Leistungen anderer Unternehmer.
Altbausanierung und Fenstertausch
Im Altbau ist die Planung und Umsetzung der Montage schwieriger und muss folgende Aspekte beachten:
- Neubewertung des bauphysikalischen Gleichgewichts, da sich durch die Fenstererneuerung die Luftdichtheit und die Oberflächentemperaturen der Außenwand ändern (nutzerunabhängige Lüftung, Dämmung von Leibung, Anordnung Heizkörper etc.)
- Der Wärmeschutzstandard der Gebäudehülle entspricht häufig nicht den heutigen Anforderungen (Wärmebrücken optimieren → Dämmung der Leibungen bei UAW > 1,0 W/(m²×K) notwendig).
- Das baulich vorhandene Erscheinungsbild (Fensterbank, Leibung, Rollläden) soll nach Möglichkeit erhalten bleiben (Denkmalschutz, Aufwand/Kosten, Verschmutzung).
- Planung und Organisation bei geänderter Nutzung während der Bauphase und Zugänglichkeit (evtl. zusätzliche Schutzmaßnahmen notwendig).
- Notwendigkeit von Sonnenschutz beim Ersatz durch größere Fenster.
Wärmeschutz
Bei Fenster- und Außentüren sind der winterliche und sommerliche Wärmeschutz sowie der Feuchteschutz gegen Tauwasser-, Schimmelpilzbildung und gegen Schlagregen wichtig. Die Anforderungen sind in der EnEV sowie in DIN 4108 geregelt. Für den Neubau werden Empfehlungen (Referenzwerte) für den Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Wert) formuliert, von denen auch abgewichen werden kann. Für Fenster beträgt der Uw-Wert 1,3 W/(m²×K) und für Außentüren der UD-Wert 1,8 W/(m²×K). Aber auch die Vermeidung von Wärmebrücken sowie ein Mindestwärmeschutz sind zu beachten. Die Planung des Mindestwärmeschutz, Vermeidung von Wärmebrücken sowie die Nachweisführung ist Aufgabe des Architekten oder Fachplaners. Wenn diese der Holzbauer übernimmt, ist dies eine Zusatzleistung. Die Einhaltung der Anforderungen und fachgerechte Umsetzung der planerischen Vorgaben liegt in der Verantwortung des Ausführenden.
Wärmebrücken
Wärmebrücken sind örtlich begrenzte thermische Schwachstellen und führen zu erhöhten Wärmeströmen (Φ) und niedrigeren, raumseitigen Oberflächentemperaturen (θsi) und damit zum Risiko raumseitiger Tauwasser- und Schimmelpilzbildung. In der Altbausanierung tauchen Wärmebrücken oft erst bei der Demontage der alten Fenster auf. Wärmetechnische Schwachstellen müssen durch zusätzliche Dämmmaßnahmen am Baukörper kompensiert werden. Diese sind im Vorfeld mit dem Auftraggeber abzuklären (Hinweis- und Aufklärungspflicht). Die Gefahr von Tauwasser- und Schimmelbildung ist sehr hoch, wenn der U-Wert der vorhandenen Außenwand (UAW-Wert) im Leibungsbereich über 1,0 W/(m2 K) liegt.
Tauwasser- und Schimmelpilzbildung
Tauwasser entsteht, wenn die Luft durch Abkühlung nicht mehr in der Lage ist, die ursprüngliche Menge Wasser zu speichern (relative Luftfeuchtigkeit > 100 %, 10° C-Isotherme). Schimmelpilzbildung ist nicht nur eine Folgeerscheinung von Tauwasserbildung, sondern kann bereits oberhalb der Taupunkttemperatur (80 % Luftfeuchtekriterium, 13° C-Isotherme) auftreten, weil bereits hier für das Schimmelpilzwachstum günstige Bedingungen infolge Kapillarkondensation entstehen. Können die Anforderungen nicht erfüllt werden, ist der Auftraggeber über die Tauwasserbildung und das Risiko der Schimmelpilzbildung aufzuklären. Der Nachweis erfolgt über den Temperaturfaktor fRsi, der an der ungünstigsten Stelle des Baukörperanschlusses die Mindestanforderung fRsi ≥ 0,70 erfüllen muss.
Feuchteschutz
Fenster und Außentüren sind Belastungen durch Feuchtigkeit von außen (Regen, Schnee, Nebel) und von der Raumseite her ausgesetzt (Luftfeuchte mit Kondensat). Dabei müssen unterschiedliche feuchtetechnische Belastungsarten berücksichtigt werden, die einzeln oder in Überlagerung auftreten können. Die Außenwandbauteile und deren Anschlussfugen müssen auf diese Belastungen abgestimmt sein. Dabei muss eine definierte Ableitung der Feuchtigkeit von der Konstruktion gewährleistet, der unkontrollierte Wassereintritt in die Konstruktionen verhindert und der Feuchtegehalt von empfindlichen Werkstoffen begrenzt werden.
Schallschutz nach DIN 4109
Schallschutztechnische Anforderungen nach DIN 4109 beziehen sich auf das gesamte Außenbauteil, also an Fenster, Zubehörteile wie Rollladenkästen und Lüfter sowie die Außenwand inkl. den Bauanschlüssen. Die Montagefugen haben einen sehr großen Einfluss auf die Schalldämmung und bereits kleine Löcher oder Haarfugen in der Abdichtung der Anschlussfuge können den Schalldämmwert des Fensters drastisch (> 10 dB) verschlechtern. Eine luftdichte Anschlussfuge ist also neben dem Wärme- und Feuchteschutz auch für den Schallschutz eine Grundvoraussetzung. Aus dem Verhältniss Bauteilumfang zu Bauteilfläche ergibt sich rechnerisch eine deutlich höhere, erforderliche Fugenschalldämmung (RS,w), damit die Schalldämmung des Fensters (Rw) durch den Einbau nicht wesentlich verschlechtert wird. Als Richtwert kann abgeleitet werden:
RS,w ≥ Rw + 10 dB. Mit Einhaltung dieser Faustformel kann davon ausgegangen werden, dass die resultierende Schalldämmung im eingebauten Zustand um nicht mehr als 1 dB reduziert wird.
Weiter mit Teil 2
Im zweiten Teil unserer Artikel-Reihe "Fachgerechte Montage von Fenster und Türen" wird das Thema der Abdichtung gegen Raumluftfeuchte und Schlagregen behandelt.
Literatur
- Leitfaden zur Planung und Ausführung der Montage von Fenstern und Haustüren für Neubau und Renovierung (Leitfaden zur Montage/LzM). Erstellt vom ift Rosenheim und der RAL-Gütegemeinschaft Fenster, Fassaden und Haustüren e.V., Rosenheim/Frankfurt, 3/2014
- Leitfaden zur Montage von Vorhangfassaden – Planung und Ausführung der Montage für Neubau und Renovierung. Erstellt vom ift Rosenheim und der RAL-Gütegemeinschaft Fenster, Fassaden und Haustüren e.V., Rosenheim/Frankfurt, 6/2017
- ift-Richtlinie MO-01/1 „Baukörperanschluss von Fenstern – Teil 1: Verfahren zur Ermittlung der Gebrauchstauglichkeit von Abdichtungssystemen.“ und Teil 2 „Verfahren zur Ermittlung der Gebrauchstauglichkeit von Befestigungssystemen“