Forschungsprojekt – Verwertungskonzepte für Holzfenster

Ausgangssituation

Das Holzfenster befindet sich derzeit in einer schwierigen Marktsituation, die dadurch gekennzeichnet ist, daß sich zum einen die Marktzahlen immer mehr zu Gunsten des Konkurrenzproduktes PVC-Fenster entwickeln und zum anderen die Argumente für den Kauf eines Holzfensters immer schwerer an den Kunden zu vermitteln sind.

Da sich PVC- und Holzfenster derzeit durch ihre bauphysikalischen und funktionellen Eigenschaften kaum unterscheiden, sind derzeit drei Hauptargumente für die Kaufentscheidung des Kunden maßgeblich:
 

  • Preis
  • Wartungsintensität
  • Ökologisches Verhalten des Produktes in Herstellung, Gebrauch und Entsorgung



In Bezug auf den Preis kann das Holzfenster derzeit dem radikalen Preiskampf im Bereich des Kunststoffensters kaum standhalten. Auch in der Frage der Wartungsintensität ist das Holzfenster im Nachteil, da es zu den für alle Rahmenwerkstoffe notwendigen allgemeinen und sicherheitsrelevanten Wartungsmaßnahmen zusätzlich eine häufigere und intensivere Wartung der Oberfläche benötigt. Es werden derzeit große Anstrengungen unternommen, um in diesen Bereichen Abhilfe zu schaffen.

Ein Argument hat jedoch bislang immer für das Holzfenster gesprochen. Die Verwendung eines natürlichen, nachwachsenden Rohstoffes als Basiswerkstoff. Aus diesem Argument heraus galt das Holzfenster immer als das „ökologischere" Produkt. Gerade aber in diesem für das Holzfenster derzeit sehr wichtigen Argument im Wettbewerb mit dem PVC-Fenster tauchen nun Probleme auf, welche die Marktchancen des Holzfensters zusätzlich gefährden. Ursachen hierfür sind zum einen neueste Untersuchungen im Rahmen von Ökobilanzierungen, die belegen, daß selbst das heute gefertigte Holzfenster nicht in allen Wirkkriterien einer Ökobilanz dem Konkurrenten PVC überlegen ist.

Darüber hinaus belastet die Diskussion um die heute aus dem Markt zurückkommenden Altholzfenster das ökologische Profil des Holzfensters. Es handelt sich hierbei um immerhin 14 bis 15 Millionen Fenstereinheiten jährlich. Dies entspricht ungefähr einer Altholzmenge von 350.000 t. Das Alter dieser Fenster liegt zwischen 25 und 100 Jahren, was zur Folge hat, daß man es mit einer Vielzahl von unterschiedlichen Altfenstern mit sehr heterogener Zusammensetzung zu tun hat. Die Untersuchungen an derartigen Holzfenstersortimenten gelangen zu dem Ergebnis, daß diese mit vielen Begleit- und Störstoffen behaftet sind. Insbesondere durchgeführte Holzschutzmittelbehandlungen sowie schwermetallhaltige Pigmente aus zahlreichen übereinanderliegenden Lacken und Lasuren sind zum Teil in hohen Konzentrationen vorhanden [1, 2, 3].

Da man heute noch nicht in der Lage ist, die spezifische Belastung eines Altholzfragmentes auf einfache und schnelle Art und Weise zu bestimmen, muß man für ein Sortiment immer von der höchsten zu erwartenden Belastung ausgehen („worst case"). Dies führt dazu, daß Altholzfenster heute in die Gruppe der am höchsten belasteten Altholzsortimente eingestuft werden. Dies bestätigt sich in dem zwar noch nicht verabschiedeten aber sehr umfassend diskutierten Papier der Länderarbeitsgemeinschaft Abfall (LAGA), die aufgrund der vorliegenden Untersuchungen das Altholzfenster in das am höchsten belastete Holzsortiment (H3) eingruppiert. Das hat zur Folge, daß solche Althölzer in der Zukunft nur noch in thermischen Verwertungs- bzw. Beseitigungsanlagen nach den Anforderungen der Bundes-Immissionsschutz- Verordnung (17.B1mSchV) entsorgt werden dürfen. Die heute noch vielfach übliche Deponierung dieser Abfälle wird spätestens mit in Kraft treten der TA Siedlungsabfall im Jahr 2005 untersagt sein. Grund dafür ist der knappe Deponieraum, der hohe Heizwert der Abfallprodukte sowie die Tatsache, daß persistente Bestandteile von Holzschutzmitteln und anderen Begleitstoffen auch nach der Verrottung des Holzes erhalten bleiben.

Wie wichtig eine sinnvolle energetische Verwertung der Altholzfenster ist, belegt die Tatsache, daß die jährlich anfallenden Mengen einem Energieinhalt von 5 250 000 GJ bzw. ca . 146 Millionen Litern Heizöl entsprechen.

Die heutige Situation in Bezug auf die Altholzfenster und deren Belastungen führen am Markt zu großer Verunsicherung. Zum einen wird zur Zeit nicht zwischen den unbestritten problematischen Altholzfensterprodukten, die derzeit aus dem Markt zurückkommen, und den heute produzierten Holzfenstern differenziert. Zum anderen liegen den Herstellern keine genauen Informationen über die heute im Zusammenhang mit dem Holzfenster verwendeten Produkten, wie z. B. Beschichtungsmaterialien vor.

Hier kann nur mehr Objektivität in der Argumentation geschaffen werden, wenn man die heute im Zusammenhang mit dem Holzfenster verwendeten Materialien und Produkte untersucht und analysiert und die Ergebnisse in Bezug auf heute und zukünftig verfügbare Verwertungswege hin bewertet.

Förderstellen

Forschungsberichte als Druckexemplare erhalten Sie in unserem Onlineshop oder als ift-Mitglied kostenlos im Mitgliederbereich.

Norbert Sack

Wir freuen uns über Mitstreiter für unsere bereits aufgenommenen Ideen und Projekte! Zudem haben Sie die Möglichkeit, neue Ideen einzureichen. Die Mitarbeitenden des ift Rosenheim unterstützen Sie gerne bei Ihren Vorhaben.

Haben Sie Interesse oder benötigen Sie weitere Informationen? Wenden Sie sich gerne an uns.