Das Bild zeigt das Cover des neuen Montageleitfadens der RAL Gütegemeinschaft Fenster, Fassaden und Haustüren e.V. und ift Rosenheim.

Update Montageleitfaden Fenster und Außentüren

Grundlegende Überarbeitung mit neuen Inhalten und Aktualisierung von Normen und Regelwerken

Lesezeit: 9 Minuten

Der „Montageleitfaden“ dokumentiert den Stand und die Regeln der Technik und beschreibt ausführlich, detailliert und gut verständlich die theoretischen und baupraktischen Grundlagen für die Montage von Fenstern und Außentüren.

Dies umfasst Infos zur Abdichtung, Dämmung und Befestigung sowie zu Statik und Bauphysik – wissenschaftlich fundiert und praxisnah mit vielen Standarddetails und Praxisbeispielen. Seit der Ausgabe 2014 haben sich etliche technische und normative Änderungen ergeben, die eine umfassende Überarbeitung des Montageleitfadens erforderten – insbesondere Änderungen der DIN 4108 (Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden), DIN 4109 (Schallschutz im Hochbau), DIN 18542 (Fugendichtungsbänder), DIN 18531/18533 (Bauwerkabdichtungen), sowie neue Regelungen bei Anforderungen an die Einbruchhemmung und Absturzsicherung. Die wichtigsten Änderungen für die Praxis werden nachfolgend im Detail beschrieben.

Das Bild zeigt das Cover des neuen Montageleitfadens der RAL Gütegemeinschaft Fenster, Fassaden und Haustüren e.V. und ift Rosenheim.
Bild 1: Der neue Montageleitfaden der RAL Gütegemeinschaft Fenster, Fassaden und Haustüren e.V. und ift Rosenheim in modernem Layout, aktualisiertem Stand der Technik und vielen neuen Praxistipps. (Bestellung unter www.ift-rosenheim.de/shop oder
www.window.de)
Auf acht kleinen Grafiken sind die Belastungen für Schwellen dargestellt (Schlagregen, Spritzwasser, Begehung etc.).
Bild 2: Schwellen von bodentiefen Elementen sind ein stark belastetes Bauteil und zählen zu den anspruchsvollen Montageaufgaben
Der Tabellenauszug stellt Anforderungen an die Ausbildung des unteren Anschlussbereiches aus Regelwerken dar. (Auszug Tab. 3.3 aus [1])
Bild 3: Anforderungen an die Ausbildung des unteren Anschlussbereiches aus Regelwerken. (Auszug Tab. 3.3 aus [1])

Bodentiefe Elemente und barrierefreie Schwellen (Kap. 3 +7)

Die Schnittstelle zwischen Bauwerksabdichtung und Baukörperanschluss bei bodentiefen Elementen ist eine anspruchsvolle Aufgabe für Planung und Ausführung, insbesondere bei barrierefreien Schwellen. Die Schwellenausbildung ist objektspezifisch unter Berücksichtigung der Nutzung, der Witterungsbelastung und baulichen Kompensationsmaßnahmen zu planen. Daher wurden die Hinweise in Tabelle 3.2 „Checkliste zur Planung“ ausführlicher beschrieben und auf die normativen Änderungen im Bereich der Bauwerksabdichtung angepasst.

Ohne vorherige Planung der gewerkeübergreifenden Schnittstelle gibt es keine funktionierende Lösung. Folgende Kriterien sind dabei zu beachten:

  1. Schutz der seitlich an Außen- und Fenstertüren angrenzenden Außenwand, wobei die Anschlüsse an die Wand die Abdichtungshöhe sicherstellen müssen.
  2. Schutz der unten an Außen- und Fenstertüren angrenzenden Außenwand, wobei die Anschlüsse, auch im Übergang zum seitlichen Baukörperanschluss dauerhaft dicht sein müssen.
  3. Konstruktive Ausbildung der Schwelle mit ausreichenden und geeigneten Kontaktflächen, um den fachgerechten Anschluss des Gewerks „Bauwerksabdichtung“ zu ermöglichen.
  4. Planung der tatsächlich zu erwartenden Belastung bodentiefer Elemente durch nicht drückendes Wasser aus Niederschlag und Spritz- oder Schmelzwasser und den daraus ggf. abzuleitenden baulichen Kompensationsmaßnahmen.
  5. Festlegung der zumutbaren Schwellenhöhe aus den Anforderungen der Raumnutzung, insbesondere beim barrierefreien Bauen.
  6. Bei bodentiefen, nicht öffenbaren Elementen im Erdgeschoss und im Bereich von Balkonen und Dachterrassen sind ggf. die Anforderungen an die Bauwerksabdichtung sowie die Flachdachrichtlinien bei der Planung des unteren Anschlusses zu beachten.

Barrierefreie Schwellen (DIN 18040-1, -2) sind nach DIN 18531 und Flachdachrichtlinie abdichtungstechnische Sonderkonstruktionen und erfordern eine auf den Einzelfall abgestimmte Ausführungsart, die explizit geplant und ausgeschrieben werden muss. Im Neubau gibt es keine Rechtfertigung für Ausnahmen, weil sich hier eine bodenbündige Schwelle in Verbindung mit baulichen Kompensationsmaßnahmen (Überdachungen, Fassadenrücksprünge, entwässerte Rinnen, Gitterrost, Überläufe etc.) in der Regel realisieren lässt. Höhere Schwellen sind deshalb als Planungsfehler zu verstehen. Bei Sanierungen kann in Ausnahmefällen die Schwelle max. 20 mm betragen, um auch weitere Anforderungen (Schlagregendichtheit, Schallschutz, Einbruchhemmung, Öffnungsart, Elementgröße) bei den baulichen Gegebenheiten im Bestand wirtschaftlich und technisch zu erfüllen. Dennoch ist bei nicht bodenbündiger Ausführung der Schwelle auf eine gute Überrollbarkeit zu achten.

Der Montageleitfaden gibt eine ganze Reihe von Hinweisen und Praxistipps für die Planung, Ausschreibung und Ausführung. Die Ausführung der Bauwerksabdichtung im Schwellenbereich ist in aller Regel dem nachfolgenden Gewerk, z. B. dem fachkundigen Abdichtungsgewerk zu zuordnen.

Der Montageleitfaden gibt eine ganze Reihe von Hinweisen und Praxistipps für die Planung, Ausschreibung und Ausführung. Die Ausführung der Bauwerksabdichtung im Schwellenbereich ist in aller Regel dem nachfolgenden Gewerk, z. B. dem fachkundigen Abdichtungsgewerk zu zuordnen.

Die Grafik zeigt wesentliche Kriterien und Anforderungen, die bei der Planung von barrierefreien Schwellen zu berücksichtigen sind (Bild 3.3 aus [1]): Verschattung, Gefälle, Entwässerung, Bodenbelag, Abdichtung etc.
Bild 4: Wesentliche Kriterien und Anforderungen, die bei der Planung von barrierefreien Schwellen zu berücksichtigen sind (Bild 3.3 aus [1])
Die Grafik zeigt ein Musterbeispiel für eine fachgerechte und normkonforme, barrierefreie Schwellenausführung (Bild 7.33 aus [1]).
Bild 5: Musterbeispiel für eine fachgerechte und normkonforme, barrierefreie Schwellenausführung (Bild 7.33 aus [1])
Sechs kleine Fotos zeigen, dass Fenster beim üblichen Bauablauf einem hohen Schadensrisiko durch andere Gewerke ausgesetzt sind. (Feuchtigkeit, Schmutz etc.).
Bild 6: Fenster sind beim üblichen Bauablauf einem hohen Schadensrisiko durch andere Gewerke ausgesetzt.
Drei Grafiken zeigen Beispiele von Vorab-Montagezargen für verschiedene Einbausituationen und Außenwandkonstruktionen (Bild 3.7 aus [1]): Putz-/Leibungszarge, Vorwandmontagezarge, Modulzarge.
Bild 7: Beispiele von Vorab-Montagezargen für verschiedene Einbausituationen und Außenwandkonstruktionen (Bild 3.7 aus [1])
Die Zeichnung zeigt ein Anschlussbeispiel Holzfenster mit Rollladen und Leibungszarge (Blindstock) (Auszug aus Zeichnung Nr. 7 aus [1]).
Bild 8: Anschlussbeispiel Holzfenster mit Rollladen und Leibungszarge (Blindstock) (Auszug aus Zeichnung Nr. 7 aus [1])

2 2-stufiger Fenstereinbau mit Vorab-Montagezargen (Kap. 3 + 8)

Aktuelle Bachschadensberichte zeigen, dass Bauschäden in den letzten Jahren massiv zugenommen haben, wobei mehr als 50 % davon bereits während der Bauphase entstehen. Als maßgebende Faktoren dafür werden extremer Zeitdruck, massiver Fachkräftemangel sowie steigende Anforderungen und Komplexität genannt. Im üblichen Bauablauf werden Fenster bereits im Zuge der Rohbauerstellung, also in der „nassen“ Bauphase montiert und dadurch oft durch nachfolgende Gewerke sowie Schmutz und Feuchtigkeit beschädigt, die im schlimmsten Fall einen Austausch erfordern.

Dem gegenüber stehen deutlich gestiegene Anforderungen an Funktionalität, Qualität, Gestaltung und Optik der Fenster, die eine Einbauumgebung ohne diese außergewöhnlichen Belastungen während der „nassen“ Bauphase erfordern. Mit Hilfe von Vorab-Montagezargen (Einbaurahmen, Blindstock etc.) wird die Fenstermontage vom üblichen Bauablauf entkoppelt, so dass die fertigen Fenster mit hochwertiger Oberfläche nach Abschluss aller schmutz- und feuchteproduzierenden Arbeiten erst in der „trockenen“ Bauphase eingebaut werden. Vorab-Zargen bieten deshalb für alle Baubeteiligten erhebliche Vorteile, auch beim späteren Fensteraustausch (Nutzungsänderung, Modernisierung oder Schadensbeseitigung), da dieser einfach und ohne Eingriff in die angrenzende Bausubstanz erfolgen kann. Über die gesamte Gebäudenutzungszeit ergeben sich durch diese definierte Schnittstelle wirtschaftliche Vorteile, insbesondere beim hochwertigen Bauen.

Neue DIN 4109 Schallschutz (Kap. 3+4)

Die Erreichung des geforderten Schallschutzes hängt maßgeblich von der Montagequalität ab. Zur Sicherstellung der erforderlichen Schalldämm-Maße stellt die DIN 4109-2, 2018-01 in Kapitel 4.4.4 folgende Anforderungen an die Anschlussausbildung. „Fugen müssen so geplant und ausgeführt werden, dass das bewertete Schalldämm-Maß des Fensters erhalten bleibt. Als Planungskriterium gilt die Forderung, dass die Schalldäm-mung Rw des Bauteils um nicht mehr als 1 dB reduziert wird.“

 

In der neuen Ausgabe 2018 der DIN 4109 werden die Mindestanforderungen an die Luftschalldämmung von Außenwandbauteilen nicht mehr tabellarisch in sieben Lärmpegelbereiche eingeteilt, sondern durch eine Rechengleichung abgelöst, die eine „dB-genaue“ Auslegung vorsieht. Der rechnerische Nachweis für das gesamte bewertetes Bau-Schalldämm-Maß R’w,ges der Außenbauteile umfasst die Schalldämmung von Wand, Fenster und Fuge. In der Detailplanung besteht die Möglichkeit die Bauteilfugen gesondert zu berücksichtigen. Unsicherheiten für das gesamte Außenbauteil werden anstelle der bekannten Vorhaltemaße für einzelne Bauteile (2 dB bei Fenstern) durch einen Prognosewert uProg berücksichtigt. Eine Unterscheidung und Abgrenzung zwischen Prüfwert Rw,P und Rechenwert Rw,R gibt es damit nicht mehr.

Für die Fugenausbildung gilt als Faustformel, dass das Fugenschalldämm-Maß um mindestens 10 dB höher liegen sollte, als die geforderte Schalldämmung des Bauteils, um die eingangs genannte „1 dB-Regel“ erfüllen zu können. Bei schalltechnisch kritischen Einbausituationen gemäß DIN 4109-2, Kap. 4.4.4 (in Bild 7 rote eingerahmte Einbausituationen), wird der Planer im Besonderen gefordert. Es ist ein planerischer Nachweis der Einbausituation erforderlich und es sind hier ggf. besondere Maßnahmen zu planen und entsprechende Vorgaben zu machen. Der Montageleifaden erklärt deshalb ausführlich das Nachweisverfahren und enthält auch eine Tabelle zur Ermittlung der Fugenschalldämmung.

Das Schaubild zeigt den Einfluss der Außenwand- und Einbausituation auf die Schalldämmung (grün eingerahmt: schalltechnisch unkritisch; rot eingerahmt: schalltechnisch kritisch;  orange eingerahmt: mögliche Optimierungsmaßnahmen bei kritischen Einbausituationen).
Bild 9: Einfluss der Außenwand- und Einbausituation auf die Schalldämmung
(grün eingerahmt: schalltechnisch unkritisch; rot eingerahmt: schalltechnisch kritisch;
orange eingerahmt: mögliche Optimierungsmaßnahmen bei kritischen Einbausituationen)
Das Bild zeigt an einer Beispieltabelle, dass Alle Tabellen zur Bestimmung der Psi-Werte und fRsi (Wärmebrückenkatalog) nach den aktuellen Normen neu berechnet und überarbeitet wurden.
Bild 10: Alle Tabellen zur Bestimmung der Psi-Werte und fRsi (Wärmebrückenkatalog) wurden nach den aktuellen Normen neu berechnet und überarbeitet.

Neue Berechnungstabellen für Wärmebrücken, Psi und fRsi- Wert (Kap. 4)

Jahres gerechnet werden kann. Damit werden die derzeit geltenden gesetzlichen Regelwerke zur Gebäudeenergieeffizienz (Energieeinsparungsgesetz (EnEG) mit Energieeinsparverordnung (EnEV) und zur Nutzung von Wärme aus erneuerbaren Energien (Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG)) zu einem Gesetz zur Einsparung von Energie und zur Nutzung erneuerbarer Energien zur Wärme- und Kälteerzeugung in Gebäuden (Gebäudeenergiegesetz (GEG)) zusammengeführt und vereinheitlicht. Danach kommen auch die überarbeiteten, normativen Regelwerke durch entsprechende Verweise des GEG zur Anwendung.

Für die Verringerung der Wärmeverluste von hochwärmedämmenden Gebäuden und Passivhäusern, aber auch in der energetischen Gebäudesanierung, ist eine Optimierung der Wärmeverluste über den Baukörperanschluss von großer Bedeutung. Der Wärmetransport über Wärmebrücken muss gemäß Energieeinsparverordnung (EnEV) berücksichtigt werden und kann über pauschalierte Zuschläge (Wärmebrückenzuschlag ∆UWB) oder detailliert über die ermittelten Psi-Werte (Ψ) berechnet werden. Die Wärmebrücken können nach folgenden Verfahren ermittelt werden:

  1. Ohne Nachweis als pauschaler Wärmebrückenzuschlag von ΔUWB = 0,10 W/(m² K) auf den U-Wert der gesamten wärmeübertragenden Umfassungsfläche.
  2. Werte für Detailkonstruktionen nach Beiblatt 2 der DIN 4108 mit ΔUWB = 0,05 W/(m² K), wenn alle Merkmale und Kriterien nach altem Beiblatt (bzw. nach neuem Beiblatt, 06-2019, Kategorie „A“) erfüllt sind.
  3. Zukünftig: Werte für Detailkonstruktionen nach neuem Beiblatt 2 der DIN 4108 mit ΔUWB = 0, 03 W/(m² K), wenn Kategorie „B“ erfüllt wird.
  4. Detaillierter Nachweis der Wärmebrücken nach DIN V 18599-2, der mit optimierten Wärmebrückendetails bei Massivbauweisen für ΔUWB ≤ 0,02 W/(m²K) ergeben kann, also um 80% weniger als ein pauschalierter Ansatz nach a).
  5. Zukünftig: Kombination aus b) oder c) und d), wenn zu einem oder mehreren Planungs­details kein Beispiel im Beiblatt 2 enthalten ist oder keine Konformität hergestellt werden kann.

Aufgrund der hohen Bedeutung dieser Thematik wurden alle Tabellen (Wärmebrückenkatalog) nach den aktuellen Normen neu berechnet und überarbeitet. Neu hinzugekommen sind Tabellen zur Ermittlung der Psi-Werte (Ψ) sowie die Möglichkeit verschiedene Parameter zu bewerten, beispielsweise die Ausführung der Überdämmung und der Dämmung zweischaliger Mauerwände. Mit Hilfe der Musterdetails und der Tabellen können Planer, Fensterhersteller und Monteure Kennwerte ermitteln, die z. B. auch für die Erstellung eines Gebäude-Energieausweises genutzt werden können. In Kapitel 8 wurden für alle Musterdetails die wärmetechnischen Berechnungen (Isothermen, Psi-Werte, fRsi) gemäß den normativen Änderungen neu ausgeführt.

Befestigung mit Dimensionierung, Absturzsicherung und Praxistipps (Kap. 5)

Besonderes Interesse werden sicher die Neuerungen im Bereich der Befestigung finden. Hier gibt es nun eine praxistauglichere Definition der Lastfälle mit zwei Standardfällen und einen Sonderfall, einfache Musterrechnungen für die fachgerechte Dimensionierung der Befestigung, eine Anleitung für die Vorgehensweise bei der Befestigung absturzsichernder Elemente sowie eine Erweiterung des Anwendungsbereiches einbruchhemmender Bauelemente auf Wandsysteme mit hochwärmedämmenden Mauersteinen.

Erhebliche praktische Erleichterungen ergeben sich durch die neue Systematik für die Fallunterscheidung. Bis auf nachweispflichtige Sonderfälle (Einbruchhemmung, Absturzsicherheit, Brandschutz etc.), können die meisten Befestigungssituationen nun den Standardfällen 1 und 2 zugeordnet werden. Das dürfte die fachliche Diskussion der Fensterhersteller und Montageexperten mit Architekten, Bauherren, der Bauaufsicht und dem Statiker erheblich vereinfachen. Durch die Ergebnisse von aktuellen Forschungsprojekten konnten die Größenbegrenzungen für 2-flügelige Fenster auf max. 2,6 m² Flügelfläche erweitert werden. Bei einer Über-Eck-Befestigung im Eck- und Scherenlagerbereich bei Dreh- oder Drehkippflügeln sind nun im einfachen Standardfall Glasgewichte bis 45 kg/m² und vertikale Nutzlasten (Klassen 1 und 2) möglich. Ergänzt wurde der Standardfall 1 außerdem mit einem „Bagatellfall“, um die Erfordernis einer Dimensionierung „unkritischer“ Fenster zu vermeiden. Damit kann ein Großteil der Montageaufgaben durch Einhaltung handwerklicher Regeln und ohne Dimensionierung befestigt werden. Für die Dimensionierung im Standardfall 2 oder bei der Unterteilung mit tragenden Pfosten-/Riegelprofilen nutzen die meisten Fachbetriebe mittlerweile den Montageplaner des ift Rosenheim oder die entsprechenden, produktspezifischen Firmenvarianten von ift zertifizierten Zulieferern.

Das Schaubild zeigt die neue Fallunterscheidung zur Vereinfachung der Dimensionierung und Ausführung der Befestigung von Fenstern und Außentüren.
Bild 11: Neue Fallunterscheidung zur Vereinfachung der Dimensionierung und Ausführung der Befestigung
Die Grafik zeigt die Abtragung punktueller Lastkonzentrationen mit üblichen Befestigungsmitteln durch Über-Eck und Doppel-Befestigung.
Bild 12: Abtragung punktueller Lastkonzentrationen mit üblichen Befestigungsmitteln durch Über-Eck und Doppel-Befestigung.

Außerdem wurde das Kapitel „Befestigung“ um viele Tipps erweitert, die Lösungen für praktische Probleme bieten und gegenüber Planern und Statikern als fachgerechte Befestigung nachgewiesen werden können, beispielsweise:

  • Lastabtragung in Fensterebene über mechanischen Befestigungsmittel (Distanzbefestigung) anstatt Tragklötzen
  • Bei verputzten Leibungen ist ein vollständiges abdichten der Montageanker (Laschen, Krallen, …) nicht erforderlich, da sich mit dem Einputzen eine geschlossene luftdichte Ebene ergibt.
  • Notwendigkeit bei hochwärmedämmenden Mauersteinen Leibungssteine mit optimierter Befestigungszone zu planen, auszuschreiben und zu verbauen.
  • Lösungen, um bei Fensterbändern oder großen Hebe-Schiebetüranlagen die Deckendurchbiegungen zu berechnen und konstruktiv zu kompensieren.
  • Erläuterungen für die Befestigung von Bauteilen mit absturzsichernden Eigenschaften
  • Alternative Befestigungsmethoden zur Abtragung örtlicher Lastkonzentrationen (z.B. Horizontalkräfte im Bereich von Eck- und Scherenlager öffenbarer Elemente) mit üblichen Befestigungsmitteln (Über-Eck und Doppel-Befestigungen)

Ergänzt wurde auch ein Kapitel zur Thematik der Kontaktkorrosion bei Verwendung unterschiedlicher Metalle bei den Rahmenprofilen und der Befestigung mit Hinweisen zu unkritischen und kritischen Paarungen und Tipps zur Vermeidung.

Montageplaner und Montagequalität

Ergänzt wird der Montageleitfaden durch den online verfügbaren ift-Montageplaner, mit dem Verarbeiter, Planer und Monteure mit wenigen Klicks eine fachgerechte bauphysikalische Planung des Fenstereinbaus sowie die Ermittlung der Befestigungskräfte machen können. Der Montageleitfaden ist auch die Basis für die Weiterbildung zur „ift-Montagefachkraft“, die Monteure zur objektspezifischen, fachgerechten Planung und Ausführung der Montage von Bauelementen qualifiziert. Betriebe, die das RAL-Gütezeichen Montage führen, müssen mindestens eine qualifizierte Montagefachkraft haben.

Die Grafik zeigt Screenshots des ift-Montageplaners.
Bild 13: ift-Montageplaner

Literatur

[1]    Leitfaden zur Planung und Ausführung der Montage von Fenstern und Haustüren für Neubau und Renovierung, 7. Ausgabe, Frankfurt/Rosenheim, März 2020
[2]    Technische Richtlinie Nr. 20, Leitfaden zur Planung und Ausführung der Montage von Fenstern und Haustüren für Neubau und Renovierung, 7. Ausgabe, Verlagsanstalt Handwerk GmbH, Düsseldorf, März 2020

Wolfgang Jehl

ift Rosenheim

Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Jehl ist im ift Rosenheim als Produktmanager für den Bereich äußere Abschlüsse, Materialien für den Baukörperanschluss sowie geklebte Verglasungen tätig. Als Hauptverfasser des Montageleitfadens und diverser Richtlinien sowie als langjähriger Gutachter gilt er als führender Experte auf diesem Gebiet. Als Referent und Autor sowie in verschiedenen Normungsgremien gibt er seine Erfahrung an die Branche weiter

Jürgen Benitz-Wildenburg

ift Rosenheim

Dipl.-Ing. (FH) Jürgen Benitz-Wildenburg leitet im ift Rosenheim den Bereich PR & Kommunikation. Als Schreiner, Holzbauingenieur und Marketingexperte ist er seit 30 Jahren in der Holz- und Fensterbranche in verschiedenen Funktionen tätig. Als Lehrbeauftragter, Referent und Autor gibt er seine Erfahrung weiter.

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