Zwei Fotos zeigen Typische Befestigungsfehler durch mangelnde Planung und fehlenden Sachverstand

Fachgerechte Montage von Fenstern und Türen

Befestigung

Lesezeit: 5 Minuten

Eine fachgerechte Montage hat wesentlichen Einfluss auf die Funktionalität und Langlebigkeit von Bauelementen wie Fenster, Türen, Rollläden und Tore. Auswertungen von ift-Gutachten zeigen, dass über 50 % der Beanstandungen auf einer fehlerhaften Montage basieren. Um dies zu vermeiden, zeigt der vorliegende Beitrag des ift Rosenheim, was neben einer fachgerechten Planung und Abdichtung speziell bei der Befestigung zu beachten ist. Die Inhalte basieren auf dem „Leitfaden zur Montage“ [1] der RAL-Gütegemeinschaft Fenster, Fassaden und Haustüren und des ift Rosenheim.

Zimmerer und Holzbauer haben grundsätzlich ein gutes Verständnis für einwirkende Kräfte und die Bedeutung der Befestigung, die ja alle auftretenden Kräfte (Eigengewicht, Wind, Nutzlasten etc.) sicher in die Außenwand leiten muss. Untypisch sind die dynamischen Lasten bei Bauelementen, die durch bewegliche Flügel entstehen, die aber oft entscheidend sind. Fehler bei der Befestigung machen sich direkt durch „Wackeln“ oder „Klemmen“ bemerkbar. Wenn Fugen wegen daraus resultierenden Bauteilbewegungen abreißen und undicht werden, können schwere Folgeschäden durch Feuchteeintritt entstehen.

Zwei Fotos zeigen Typische Befestigungsfehler durch mangelnde Planung und fehlenden Sachverstand
Bild 1: Typische Befestigungsfehler durch mangelnde Planung und fehlenden Sachverstand
Das Schaubild zeigt Screenshots des kostenlosen ift-Montageplaners.
Bild 2: Der kostenlose ift-Montageplaner ermöglicht auch die einfache Bestimmung der Auflagerkräfte an den Befestigungspunkten

Die Kräfte in Fensterebene (Eigenlast) werden über Tragklötze unten (links und rechts) sowie seitlich diagonal (bandseitig unten, schließseitig oben bei Drehkippflügeln) in den Baukörper abgeleitet. Die Kräfte rechtwinklig zur Fensterebene müssen über die Befestigungsmittel (Schrauben, Dübel etc.) in den Baukörper abgetragen werden. In der Praxis ist häufig der „Lastfall Flügelgewicht und vertikale Nutzlasten (P)“ bei geöffnetem Flügel für die Bemessung ausschlaggebend.

 

Gemeint ist die Kraft P auf den Griff und damit auf den Flügel beim Öffnen und Schließen bzw. durch Abstützen beim Reinigen von Fensterflügeln. Die Kraft P führt, zusammen mit dem Flügelgewicht, über die Anbindung (Eck- und Scherenlager) an den Blendrahmen zu horizontal in Flügelebene wirkenden Punktlasten. Bei Berücksichtigung einer vertikalen Nutzlast wird für private Bauten die Klasse 2 (400 N) und für öffentliche Bauten die Klasse 3 (600 N) nach EN 13115 „Vertikallasten, Verwindung und Bedienkräfte“ empfohlen. Bei großflächigen Elementen, hohen Windlasten und nicht umlaufender Befestigung kann auch die Einwirkung zufolge Wind maßgebend sein.

 

Mit den ermittelten Daten und den Objektangaben zur Einbausituation (Verankerungsgrund, Einbaulage) kann zusammen mit dem Befestigungsmittelhersteller ein geeignetes Befestigungssystem ausgewählt werden. Zur Unterstützung von Planern und Handwerkern hat das ift Rosenheim den Montageplaner entwickelt, der auch die Auflagerkräfte berechnet, bei produktspezifischer Planung ein geeignetes Befestigungsmittel auswählt und die Anordnung der Befestigungspunkte ggf. optimiert.

Unterscheidung von Standard- und Sonderfällen

Die Belastungen für Fenster sind durch höhere Glas- und Fenstergewichte, größere Abmessungen oder „liegende“ Fensterformate (Hebelwirkung) gestiegen, so dass Fenster nicht mehr unbedenklich nach den „alten“ Standardregeln befestigt werden können. Damit nicht für jede Montage eine objektspezifische Dimensionierung durchgeführt werden muss, ist eine differenzierte Betrachtung notwendig. Der RAL-Montageleitfaden [1] definiert deshalb drei Anwendungsfälle, die sich aus den technischen Grundlagen und baurechtlichen Anforderungen ergeben. Durch diese Fälle wird die Anwendung vereinfacht und gleichzeitig ein hohes Maß an Rechtssicherheit erreicht. Der Standardfall 1 beschreibt die bekannten Befestigungsregeln mit einer umlaufenden Befestigung. Der Standardfall 2 kann vom Montageverantwortlichen im Regelfall eigenständig im Rahmen seiner Werkstatt- und Montageplanung berechnet und entschieden werden (Bild 3).

 

Der Sonderfall basiert auf baurechtlichen bzw. nachweispflichtigen Rahmenbedingungen (Befestigung absturzsichernder, einbruchhemmender Fenster oder bei Brandschutzanforderungen) und muss über einen statischen Nachweis (Statiker) oder einen Prüf- bzw. Verwendbarkeitsnachweis einer Prüfstelle bzw. Zulassungsstelle verfügen.

Befestigung Standardfälle 1 und 2

Die Standardfälle 1 und 2 gelten für die überwiegende Anzahl von Lochfenstern in Wohnhäusern und Gebäuden ohne besondere Anforderungen. Bei Beachtung der nachfolgend beschriebenen Randbedingungen wird ein statischer Nachweis (Statiker) und der Einsatz von Befestigungsmitteln mit bauaufsichtlicher Zulassung oder europäischer technischer Bewertung im Allgemeinen nicht gefordert:

  1. Umlaufende, mechanische Befestigung mit geeigneten Befestigungsmitteln unter Einhaltung der Verarbeitungsvorgaben der Hersteller (bei Holz und Alu alle 80 cm, bei PVC alle 70 cm, Abstand von der Innenecke 10 bis 15 cm).
  2. Bei Rollladenkästen (nicht Vorbaurollladen) ist der obere Blendrahmenteil, der nicht mechanisch befestigt werden kann, statisch freitragend zu dimensionieren und seitlich ausreichend zu befestigen. Das Gleiche gilt analog für freitragende Rahmenteile von Fenstern.
  3. Fachgerechte Anordnung geeigneter Trag- und Distanzklötze bzw. geeigneter Winkel, Konsolen oder Laschen bei auskragender Montage vor der tragenden Wandkonstruktion.
Das Schaubild zeigt anhand von Zeichnungen die Unterscheidung in Standardfall 1 und 2 sowie Sonderfall für die Befestigung von Fenstern
Bild 3: Unterscheidung in Standardfall 1 und 2 sowie Sonderfall für die Befestigung von Fenstern
Die Tabelle zeigt Hinweise für die Auswahl geeigneter Befestigungsarten – Fensterelement in die tragende Wandkonstruktion eingestellt
Bild 5: Hinweise für die Auswahl geeigneter Befestigungsarten – Fensterelement in die tragende Wandkonstruktion eingestellt
Die Tabelle zeigt Hinweise für die Auswahl geeigneter Befestigungsarten – Fensterelement vor der tragenden Wandkonstruktion montiert
Bild 6: Hinweise für die Auswahl geeigneter Befestigungsarten – Fensterelement vor der tragenden Wandkonstruktion montiert

Tipps für die Befestigungsplanung

Bei Außentüren ist eine druckfeste Hinterfütterung und eine zusätzliche Befestigung im Bereich des Schließbleches und der Bänder vorzusehen. Dünne Befestigungsbleche (statisch biegeweich), Ortschäume und dergleichen sind zur Abtragung der Lasten nicht ausreichend. Begehbare Schwellen sind über die gesamte Öffnungsbreite trittfest zu unterbauen.

 

Für die unterschiedlichen Anforderungen und Einbausituationen gibt es jeweils geeignete Befestigungssysteme. Der Einsatzzweck sowie die maximalen Kräfte und Lasten müssen vom Hersteller von Befestigungsmitteln oder Fensterhersteller definiert sein und vom Monteur beachtet werden. Bei auskragender Montage vor der tragenden Wandkonstruktion sind Befestigungspunkte anstelle der Tragklötze vorzusehen. Bei Befestigungssystemen mit Distanzbefestigung sind Trag- und Distanzklötze nicht erforderlich, wenn entsprechende Nachweise durch den Befestigungsmittelhersteller vorliegen und die von ihm vorgegebenen Anwendungsgrenzen eingehalten werden,

Ein Nachweis der Eignung von Befestigungsmitteln und -systemen sowie die Ermittlung charakteristischer Tragfähigkeiten und Bemessungslasten in Abhängigkeit der Beanspruchung und dem Befestigungsgrund kann anhand der ift-Richtlinie MO-02/1, Baukörperanschluss von Fenstern, Teil 2: Verfahren zur Ermittlung der Gebrauchstauglichkeit von Befestigungssystemen [3] durch den Befestigungsmittelhersteller erfolgen.

Die Tabelle gibt Hinweise für die Auswahl geeigneter Befestigungsmittel in Abhängigkeit vom Befestigungsgrund (Betonart, Schraubenart)
Bild 7: Hinweise für die Auswahl geeigneter Befestigungsmittel in Abhängigkeit vom Befestigungsgrund
Das Foto zeigt den Teil der praktischen Ausbildung zur ift-Montagefachkraft (Dozent mit Teilnehmern mit Beispielen für Mauerwerk und Schrauben etc.)
Ausbildung zur ift-Montagefachkraft

Ausbildung ift-Montagefachkraft

Das ift Rosenheim bildet in einem einwöchigen Seminar Bauexperten zur „ift-Montagefachkraft“ aus. Im Seminar werden die bauphysikalischen, konstruktiven, statischen und baurechtlichen Grundsätze sowie die Auswahl geeigneter Abdichtungs- und Befestigungssysteme und deren Anwendung praxisbezogen vermittelt. Die „ift-Montagefachkraft“ ist so in der Lage, als Montageleiter die Anschlussausbildung von Bauelementen zum Baukörper objektspezifisch zu erfassen, zu beschreiben und fachgerecht umzusetzen. Auf der ift-Website werden ift-Montagefachkräfte für Bauherren und Planer empfohlen.

Leitfaden zur Montage von RAL/ift

Der „RAL-Montageleitfaden“ dokumentiert den Stand der Technik und beschreibt die theoretischen und baupraktischen Grundlagen für die Montage von Fenstern und Außentüren. Dies umfasst praxisbezogene Informationen zu Abdichtung, Dämmung, Befestigung sowie Statik und Bauphysik. Ergänzt wird dies durch Standarddetails und viele Praxisbeispiele.

Das Bild zeigt das Cover des Leitfadens zur Planung und Ausführung der Montage von Fenstern und Haustüren für Neubau und Renovierung
Leitfaden zur Planung und Ausführung der Montage von Fenstern und Haustüren für Neubau und Renovierung

Literatur

  1. Leitfaden zur Planung und Ausführung der Montage von Fenstern und Haustüren für Neubau und Renovierung (Leitfaden zur Montage/LzM).
    Erstellt von ift Rosenheim und RAL-Gütegemeinschaft Fenster, Fassaden und Haustüren e.V.,
    Rosenheim/Frankfurt, Ausgabe März 2020
  2. Leitfaden zur Montage von Vorhangfassaden –
    Planung und Ausführung der Montage für Neubau und Renovierung.
    Erstellt von ift Rosenheim und RAL-Gütegemeinschaft Fenster, Fassaden und Haustüren e.V.,
    Rosenheim/Frankfurt, Ausgabe Juni 2017
  3. ift-Richtlinie MO-02/1 Baukörperanschluss von Fenstern;
    Teil 2: Verfahren zur Ermittlung der Gebrauchstauglichkeit von Befestigungssystemen.
    ift Rosenheim, Juni 2015

Wolfgang Jehl

ift Rosenheim

Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Jehl ist im ift Rosenheim als Produktmanager für den Bereich äußere Abschlüsse, Materialien für den Baukörperanschluss sowie geklebte Verglasungen tätig. Als Hauptverfasser des Montageleitfadens und diverser Richtlinien sowie als langjähriger Gutachter gilt er als führender Experte auf diesem Gebiet. Als Referent und Autor sowie in verschiedenen Normungsgremien gibt er seine Erfahrung an die Branche weiter

Jürgen Benitz-Wildenburg

ift Rosenheim

Dipl.-Ing. (FH) Jürgen Benitz-Wildenburg leitet im ift Rosenheim den Bereich PR & Kommunikation. Als Schreiner, Holzbauingenieur und Marketingexperte ist er seit 30 Jahren in der Holz- und Fensterbranche in verschiedenen Funktionen tätig. Als Lehrbeauftragter, Referent und Autor gibt er seine Erfahrung weiter.

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