30 Jahre RAL-Montageleitfaden

Update zur aktuellen Ausgabe

Lesezeit: 4 Minuten

Nach der Erstausgabe 1994 als kleines, rotes Taschenbüchlein mit überschaubarem Um-fang und sieben weiteren Folgeausgaben hat sich der RAL-Montageleitfaden über 30 Jahre zum umfassenden Standard- und Nachschlagewerk für die Montage von Fenstern und Haustüren gemausert.

Die Tabelle zeigt 8 Versionen des Montageleitfadens. Sie sind chronologisch sortiert. Nähere Informationen zur Darstellung erhalten Sie auf Anfrage unter +49 8031 261-2150.
Tabelle 1: Chronologie des RAL-Montageleitfadens

Vieles hat sich dem ersten Erscheinen getan. Neben normativen Änderungen, gestiegenen Anforderungen und neuen Produktentwicklungen für die Montage wurden auch die Erfahrungen aus der täglichen Montagepraxis zunehmend mit eingearbeitet.

Durch die regelmäßige Aktualisierung im ca. 4-jährigen Turnus bildet er sowohl die anerkannten Regeln der Technik als auch den aktuellen Stand der Technik ab. In enger Zusammenarbeit mit dem AK „Montageleitfaden“ des VFF, in dem alle relevanten Branchenkreise und Fachverbände vertreten sind, werden die Themen praxisgerecht aufbereitet.

Nachfolgend sind alle Ausgaben mit den wesentlichen Änderungen/Erweiterungen zusammengefasst.

Welche wesentlichen Änderungen/Ergänzungen gibt es?

Was ist die Hauptaufgabe des RAL-Montageleitfadens? Er bündelt alle wesentlichen Anforderungen an die Montage und den Baukörperanschluss von Fenstern und Haustüren aus Normen, Richtlinien und Merkblättern, strukturiert diese nach Themengebieten und kommentiert sie praxisnah für den Anwender mit entsprechenden Beispielen. Daher lohnt sich bei einer neuen Ausgabe immer ein erster Blick in das Kapitel 9 „Literaturverzeichnis“, um zu sehen, was sich gegenüber der Vorgängerversion im Bereich der Regelwerke getan hat. Während in der Ausgabe 2020 noch 152 zitierte Regelwerke genannt sind, wird in der aktuellen Ausgabe 2024 auf 188 Regelwerke hingewiesen.

In der neuen Ausgabe vom März 2024 wurden neben der Aktualisierung (z.B. Anpassung Kapitel 4.2 an das neue Gebäudeenergiegesetz (GEG)) vorhandene Themen vertieft und weitere, aktuelle Themen neu aufgenommen. Dadurch hat er mit insgesamt 410 Seiten wieder deutlich an Umfang zugenommen. Die wesentlichen Änderungen/Ergänzungen sollen nachfolgend kurz angesprochen werden.

Vertiefte Inhalte

Die Checkliste für den Planer im Kapitel 3 des RAL-Montageleitfadens wurde intensiv bearbeitet und in den wesentlichen Aussagen deutlicher formuliert, beispielsweise hinsichtlich der Ausführung von Fensterlaibungen mit Laibungssteinen bei hochwärmedämmendem Mauerwerk, wenn besondere Anforderungen (Einbruchhemmung, Absturzsicherung) zu berücksichtigen sind, oder – wenn keine Laibungssteine geplant werden – zur erforderlichen Ausführung der Laibung, insbesondere bei geschnittenen Lochsteinen. Es wurden die Verweise zu weiterführenden Informationsschriften erweitert (z.B. VFF-Merkblätter).

Die Thematik Gewerke-Schnittstelle Baukörperanschluss – Bauwerks-/Dach- oder Terrassenabdichtung bei bodentiefen Elementen im Kapitel 3 wurde an den letzten Stand des gleichnamigen Merkblattentwurfes angepasst. Insbesondere wurden die hierfür erforderlichen Planungsschritte aus dem Merkblattentwurf übernommen, und es wurde das Zusammenspiel zwischen maximaler Wasseranstauhöhe an der Schwellenkonstruktion und der Entwässerungsplanung der angrenzenden Freiflächen bildlich dargestellt.

Vertieft und ergänzt wurden im Kapitel 4.3 „Schallschutz“ die Längsschalldämmung und der Trennwandanschluss bei Fensterbändern und im Kapitel 5 „Befestigung und Lastabtragung“ das Thema der Befestigung von Elementen mit absturzsichernder Funktion und die erforderliche Nachweisführung für die gesamte Lastkette. Ergänzt wurde hier zudem die Ausführung mit französischem Balkon.

Die Grafik zeigt den Querschnitt einer Schwelle kombiniert mit einer Abdichtung.
Bild 1: Zusammenspiel von Schwellenkonstruktion, Abdichtung und Entwässerungsausführung am Beispiel einer Einbausituation mit Dachterrasse und aufgeständertem Terrassenbelag (Quelle: Leitfaden zur Planung und Ausführung der Montage von Fenstern und Haustüren für Neubau und Renovierung
Ausgabe März 2024, Gütegemeinschaft Fenster, Fassaden und Haustüren e.V., Frankfurt am Main)
Das Foto zeigt ein Haus von außen. Das Foto ist beschriftet mit diversen Schad- und Gefahrstoffe in Gebäuden.
Bild 2: Mögliche, relevante Schad- und Gefahrstoffe in Gebäuden beim Fenstertausch (Quelle: Leitfaden zur Planung und Ausführung der Montage von Fenstern und Haustüren für Neubau und Renovierung
Ausgabe März 2024, Gütegemeinschaft Fenster, Fassaden und Haustüren e.V., Frankfurt am Main)

Neue Inhalte

Neu aufgenommen wurde ein Kapitel 2.4.1 „Rückbau, Recycling und Re-Use von Altfenstern“ – jedoch im Wesentlichen, um zu sensibilisieren, da eine tiefergehende Ausarbeitung den Rahmen des RAL-Montageleitfadens sprengen würde.

In einem weiteren Kapitel 2.4.2 wird der Umgang mit Schad- und Gefahrstoffen beim Rückbau von Altfenstern erstmals thematisiert. Angesichts der Verlagerung der Bautätigkeiten zunehmend in den Renovierungsbereich ein wichtiges und ernstzunehmendes Thema. Neben der bekannten Asbest-Problematik bietet der Altbau dabei noch deutlich mehr Potenzial an möglichen Schad- und Gefahrstoffen, wie Bild 2 zeigt. Eine fach- und sachgerechte Auseinandersetzung ist für alle Ausführenden im Renovierungsbereich dringend geboten.

Im Bereich der Dichtsysteme (Kapitel 6) wurden sogenannte Flüssigfolien als neues, mögliches Dichtsystem für den Baukörperanschluss von Fenstern und Außentüren aufgenommen. Flüssigfolien sind im Prinzip eine etwas abgespeckte Variante der praxisbewährten Flüssigkunststoffe aus dem Bereich der Bauwerks-, Dach- und Terrassenabdichtung. Im Kapitel 7.2.3 wurde dafür ein entsprechendes, „produktneutrales“ technisches Datenblatt für den fachgerechten Einsatz ergänzt.

Als kapitelübergreifendes neues Thema wurden die Montage und der Baukörperanschluss von Fenstern und Außentüren im mehrgeschossigen Holzbau, einer nachhaltigen und zukunftsträchtigen Bauweise, aufgenommen. Die Inhalte/Besonderheiten wurden im Rahmen einer Bachelorarbeit an der TH Rosenheim erarbeitet.

Abschließend ist noch als besonderes Highlight die erstmalige, dreidimensionale Darstellung von Anschlussdetails zu nennen, um die komplexe Schnittstelle im Eckbereich von bodentiefen Elementen im Detail zu visualisieren. Diese Details im Kapitel 7.5 sind dabei über einen QR-Code mit einer ift-Landingpage verlinkt, auf der diese als animierte, die Baufolge wiedergebende Videosequenzen aufgerufen werden können.

Die Grafik zeigt den Querschnitt einer barrierefreien Türschwelle.
Bild 3: Beispiel Nr. 1: Barrierefreie Schwellenausbildung einer Holz-Fenstertür mit
Rollladen im erdberührten Bereich (Quelle: Leitfaden zur Planung und Ausführung der Montage von Fenstern und Haustüren für Neubau und Renovierung
Ausgabe März 2024, Gütegemeinschaft Fenster, Fassaden und Haustüren e.V., Frankfurt am Main)

Literatur

  1. Leitfaden zur Planung und Ausführung der Montage von Fenstern und Haustüren für Neubau und Renovierung
    Ausgabe März 2024, Gütegemeinschaft Fenster, Fassaden und Haustüren e.V., Frankfurt am Main
Portraitbild Wolfgang Jehl

Wolfgang Jehl

ift Rosenheim

Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Jehl ist im ift Rosenheim als Produktmanager für den Bereich äußere Abschlüsse, Materialien für den Baukörperanschluss sowie geklebte Verglasungen tätig. Als Hauptverfasser des Montageleitfadens und diverser Richtlinien sowie als langjähriger Gutachter gilt er als führender Experte auf diesem Gebiet. Als Referent und Autor sowie in verschiedenen Normungsgremien gibt er seine Erfahrung an die Branche weiter

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