Zwei Handwerker tragen ein Fenster aus der Produktion

Innovative Fenstermontagesysteme unterstützen Nachhaltigkeit im Bauwesen

Klimawandel, Umweltzerstörung, Rivalität um Ressourcen, demografischer Wandel und Urbanisierung sowie die sich hieraus ergebenden Anforderungen an unsere Gesellschaft gehören zu den zentralen Aufgaben der heutigen Zeit. Das Bauwesen spielt hierbei eine entscheidende Rolle. So entfallen beispielsweise rund 26 % der eingesetzten Endenergie in Europa auf den Betrieb von Wohngebäuden. Zudem sind weltweit ca. 60 % des Strombedarfs und rund ein Drittel der CO2-Emissionen auf den Bau und Betrieb von Gebäuden zurückzuführen. Darüber hinaus ist das Bauwesen europaweit für 25 bis 30 % des Abfallaufkommens verantwortlich. Deutschlandweit werden derzeit jährlich rund 450 Mio. Tonnen (ca. 5,6 t/Person) an mineralischen Rohstoffen (z. B. Kies und Sand) und mehr als 15,5 Mio. Tonnen (194 kg/Person) an Metall wie z. B. Stahl, Aluminium und Kupfer für den Erhalt und den Neubau von Gebäuden eingesetzt.

Prof. Dr.-Ing. Werner Lang
Dipl.-Ing., M. Arch. II (UCLA) Architekt BYAK

Im traditionellen Bauablauf werden die Fenster kurz nach Fertigstellung des Rohbaus in der sogenannten „nassen Bauphase“ montiert. Hintergrund ist, dass das Gebäude schnell geschlossen werden soll, damit der Innenausbau witterungsgeschützt erfolgen kann, und der Innenraum gegen unbefugten Zutritt geschützt ist. In der nachfolgenden, mehrere Wochen oder Monate andauernden Bauzeit ist eine Beschädigung durch die anderen Baugewerke eher die Regel als die Ausnahme. Diese Schäden führen regelmäßig zu Reklamationen, teuren Reparaturen und zur Verzögerung des Bauablaufs. Die Verursacher der Schäden sind nur selten zu ermitteln. Dieses hohe Risiko lässt sich nur vermeiden, wenn der Bauablauf und die Fenstermontage neu „gedacht“ und besser organisiert werden.

Hinzu kommt noch, dass bei der Planung und Ausführung der Fenstermontage viele Gewerken beteiligt sind, die koordiniert werden müssen. Dies bedingt eine hohe Qualifikation und Erfahrung der Bauhandwerker und eine verantwortungsvolle Koordination des Architekten oder Bauleiters. Die Praxis zeigt jedoch, dass die Kompetenz und Qualität der Bauschaffenden eher abnimmt, und durch den Fachkräftemangel eine weitere Verschlechterung zu erwarten ist.
In den letzten Jahrzehnten hat sich gezeigt, dass die Innovationszyklen in der Fenstertechnik deutlich kürzer sind als die mögliche Lebenserwartung der Fenster von ca. 30 Jahren. Das bedeutet, dass es technisch, wirtschaftlich und ökologisch durchaus sinnvoll ist, Fenster vielleicht schon nach 15 bis 20 Jahren auszutauschen, ähnlich wie das auch bei der Heizung der Fall ist. Demzufolge gibt es in Deutschland ca. 235 Millionen alte Fenstereinheiten, die dringend ausgetauscht werden müssten. Damit ließen sich pro Jahr ca. 12,3 Millionen Tonnen CO2 einsparen. Dieser Austausch unterbleibt aber, da bei der bisherigen Bau- und Montagetechnik ein Fenstertausch nur mit einem erheblichen Eingriff in die Bausubstanz möglich ist, der viel Staub, Zeit und Kosten verursacht. Meistens liegen beim Fenstertausch die Kosten für die Montage über denen eines neuen Fensters.

All diese Probleme können durch eine zweistufige Montage vermieden werden, bei der zuerst ein Montagerahmen (Montagezarge) gesetzt wird, der das Gebäude mit einer temporären Füllung (Platten, Folien etc.) witterungsfest macht. Hier können robuste und unempfindliche Materialien zum Einsatz kommen. Erst nach dem Abschluss aller Ausbauarbeiten werden dann die Fenster mit hochwertigen, möbelähnlichen Oberflächen montiert und sind so optimal vor Beschädigung geschützt.

Ein oft bemühtes Argument gegen den Einsatz von Montagezargen sind die auf den ersten Blick entstehenden Mehrkosten. Untersuchungen des ift Rosenheim und der Technischen Hochschule Rosenheim haben aber gezeigt, dass die Kosten der zweistufigen Montage bei einer ganzheitlichen Betrachtung sogar geringer sind als bei der klassischen Montage, wenn auch die üblichen Reklamationskosten einbezogen werden. In anderen Regionen Europas ist die zweistufige Montage deshalb weit verbreitet, beispielsweise in Österreich oder Italien.

Daher wird von Seiten des ift Rosenheim gemeinsam mit dem Verband VFF und qualitätsorientierten Herstellern und Montagebetrieben der Einsatz der zweistufigen Montage dringend empfohlen. Aus diesem Grund hat das ift Rosenheim auch die Erstellung der ift-Fachinformation MO-06/1 „2-stufiger Einbau von Fenstern und Türen mit Vorab-Montagezargen“ inkl. zugehörigem Begleitheft engagiert unterstützt.