Großes Automatiktor, welche im industriellen Bereich eingesetzt werden.

Wie von Geisterhand

Wenn Tore selbstständig werden

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Kraftbetätigte Tore sind in der Industrie und im Gewerbe eher die Regel denn die Ausnahme. Alleine die Größen und Massen der Behänge bestimmen das Erfordernis.

Das alleine würde die Überschrift nicht rechtfertigen, doch zunehmend arbeiten die Tore unbemerkt und in die Abläufe der Umgebung integriert. Grund genug, sich mit den Besonderheiten auseinanderzusetzen, die sich aus dieser Automation der Torbewegungen ergeben.

Großes Automatiktor, welche im industriellen Bereich eingesetzt werden.
Bild 1: Automatiktore im Einsatz im industriellen Bereich

Rückblick

Zunächst erfolgte die Bedienung kraftbetätigter Tore noch per Taster in Tornähe. Die Totmannschaltung oder Seilzugbedienungen waren sehr populär.

Der nächste Schritt bestand aus der Impulssteuerung mit Selbsthaltung, bei der sich das Tor innerhalb von durch Endschalter fest eingestellten Bereichen bewegt.

Eine weitere Entwicklung ergab sich durch die Verwendung der Funksteuerung, die auch aus Fahrzeugen heraus zu bedienen ist.

Noch heute werden viele Tore, meist einfacherer Art, in dieser Weise betrieben. Allerdings ergeben sich Gefahren, weil der Bewegungsvorgang nicht zuverlässig überwacht wird. Es besteht ein hohes Verletzungsrisiko durch unbewusste oder unbeaufsichtigte Torfahrten.

Mittels Sicherheitseinrichtungen wie Schaltleisten konnten die Gefahren reduziert werden. Für den Einsatz in nichtöffentlichen Gewerbe- und Industriebereichen reichte dies in der Vergangenheit meist aus, waren die Torgeschwindigkeiten doch noch gering.

Dem Wunsch nach höheren Torgeschwindigkeiten konnten die Torhersteller durch die Entwicklung in der Steuerungselektronik gerecht werden. Damit wurde eine wesentliche Geschwindigkeitserhöhung bei gleichzeitig sanftem Anlaufen und Abbremsen möglich. Die Absicherungen an der Torschließkante wurden damit allerdings auch aufwändiger.

Aktuell

Mittlerweile sind die Tore zu einem großen Anteil mit derartigen Steuerungen ausgerüstet. Weitere Ausführungen mit Frequenzumrichtersteuerungen lassen beeindruckende Torgeschwindigkeiten zu. Dabei werden die mechanischen Bauteile durch die sensibel arbeitende Steuerung nicht übermäßig belastet. Es versteht sich, dass damit der Absicherung nochmals mehr Bedeutung zukommt. Weit verbreitet sind hier immer noch Elemente, die auf Berührung reagieren (berührungsbehaftete Einrichtungen) wie Schaltleisten. In Verbindung mit testbaren Steuerungen, überwachter Kraftbegrenzung und Reversierfunktion wird ein zuverlässiger Schutz erzielt.

Sowohl die höheren Geschwindigkeiten als auch die gestiegenen Sicherheitsanforderungen führen aktuell immer mehr zu berührungslosen Absicherungssystemen. Hier haben sich Lichtschranken, Lichtgitter oder auch Laserscanner bewährt. Die Detektion (das Erkennen bzw. Erfassen) von Personen oder Gegenständen im Gefahrenbereich erfolgt so frühzeitig, dass das Tor vor einer Berührung mit dem fahrenden Behang rechtzeitig reagiert und reversiert.

Ein Automatiktor, welches das Firmengelände selbst verschließt.
Bild 2: Automatiktor sichert den Zugang zum Firmengelände

Automatiktore

Mit diesen Komponenten (leistungsfähigen Antrieben, testbaren Steuerungen, Sensoren für berührungslose Absicherung), ist der Weg zur Automatisierung von Toren nicht mehr weit.

Die Anforderungen an moderne Betriebsabläufe verlangen zusehends Automatiktore. Die Technik ist längst vorhanden; es kommt auf das planmäßige Zusammenwirken an. Auch die Einbeziehung der späteren Nutzer ist zu beachten – einschließlich einer unumgänglichen, gründlichen Einweisung.

Verstärkter denn je ist der Planer gefragt, der die Belange des Nutzers und die baulichen Gegebenheiten mehr und weitgehender als bisher zu ermitteln hat. Erst dann kann die individuelle Torkonstruktion gewählt werden. Bei sorgfältiger Planung und rechtzeitiger Information über die Anforderungen der Betriebsabläufe lassen sich optimal abgestimmte Ansteuerungen integrieren. Eine solche Komplettlösung mit aufeinander abgestimmten und geprüften Komponenten garantiert einen funktions- und nutzungssicheren Einsatz. Die Kompetenz des Torherstellers für die Wartung wie auch evtl. für die Instandsetzung ist gegeben.

Nachrüstlösungen an vorhandenen Systemen führen bei solchen komplexen Anforderungen, wie beispielsweise die Integration in die Arbeitsabläufe, selten zu befriedigenden Lösungen. Wenn dann auch noch die Komponenten unterschiedlicher Systeme zusammenwirken sollen, ist das Ergebnis fraglich.

Fazit

  • Aktuelle Tore in Industrie und Gewerbe können mehr als nur öffnen und schließen.
  • Automatische Toren bedürfen einer frühzeitigen und umfangreichen Planung.
  • Moderne Steuerungssysteme lassen sich in Betriebsabläufe integrieren.
  • Es sind komplette Lösungen aus einer Hand anzustreben.
  • Nur geprüfte Systeme werden sich durchsetzen.

Normen- und Literaturverzeichnis

Tore

  1. DIN EN 13241-1: 2003 + A1:2011
    Tore – Produktnorm – Teil 1: Produkte ohne Feuer- und Rauchschutzeigenschaften
  2. DIN EN 12453: 2001-02
    Tore – Nutzungssicherheit kraftbetätigter Tore – Anforderungen

Arbeitsstätten

  1. ASR A1.7: 2009-11
    Technische Regeln für Arbeitsstätten; Türen und Tore
  2. BGI 861-1: 2003-06
    Sicherer Umgang mit Toren
  3. BGI 861-2: 2007-09
    Sicherer Umgang mit Türen