Die neue ift-Richtlinie VE-15 „Mehrscheiben-Isolierglas – geprüfte Typenstatiken nach DIN 18008“ bietet eine rechtssichere und einfache Bemessung von Isolierglas nach DIN 18008 per Diagramm ohne die zusätzliche Prüfung durch einen Statiker.
Durch die in 2020 überarbeitete „DIN 18008 – Glas im Bauwesen“ wurde die Glasbemessung genauer, aber auch komplexer. Dabei wurde auch die Nachweiserleichterung bei Glasflächen unter 1,6 m² ersatzlos gestrichen. Nach baurechtlicher Sichtweise kann somit für jede Verglasung ein statischer Nachweis gefordert werden.
Um für Hersteller von Fenstern und Isolierglas sowie für Verarbeiter, Händler und Montagebetriebe eine einfache und baurechtlich anerkannte Glasdimensionierung zu ermöglichen, haben ift Rosenheim, BF, BIV, VFF und TSD eine praxistaugliche Lösung entwickelt. Gemeinsam mit Prof. Dr. Feldmeier wurden Bemessungsdiagramme für 39 häufig verwendete Glasaufbauten berechnet, die vom DIBt geprüft und freigegeben wurden.
Bei fachgerechter Anwendung dieser Bemessungsdiagramme sind diese als Typenstatik im Rahmen der genannten Anwendungsbedingungen als baurechtlicher Nachweis verwendbar. Es wird kein (Prüf-)Statiker zusätzlich benötigt. Die ift-Richtlinie VE-15/1 „Mehrscheiben-Isolierglas – geprüfte Typenstatiken nach DIN 18008“ ist im ift-Shop verfügbar. Weitere Informationen zur Anwendung sowie Musterseiten finden Sie auf dieser Seite.
Bemessung von Isolierglas nach DIN 18008 per Diagramm
Das entwickelte Diagrammverfahren für 39 typische Glasaufbauten ermöglicht durch die praxisorientierte Festlegung von Randbedingungen (Vereinfachungen) ein schnelles und einfaches „Ablesen“ der zulässigen Abmessungen für verschiedene Aufbauten aus den Diagrammen.
In diesem Zuge wurden angepasste Modifikationsbeiwerte kmod vorgeschlagen und vom DIBt für die Verwendung im Nachweisverfahren nach DIN 18008 freigegeben. Mit diesen „neuen“ kmod-Werten ist auch der Nachweis von kleinformatigen Isoliergläsern möglich, die ansonsten wegen zu hoher Klimalasten mit den „alten“ kmod-Werten nicht nachweisbar wären.
Typenstatiken nach DIN 18008: Geprüft und freigegeben
Durch die Prüfung des Deutschen Instituts für Bautechnik (DIBt) können die Bemessungsdiagramme (Anlage 2 der ift-Richtlinie) in Verbindung mit einer korrekten Bestimmung der Windlaststufen (Anlage 1 der ift-Richtlinie) durch den Anwender als Typenstatik genutzt werden.
Gemäß einer Stellungnahme der renommierten Kanzlei für Baurecht SMNG gilt die vom DIBt geprüfte und anerkannte Typenprüfung (s.a. § 66 Abs. 4 Satz 2 der MBO) als bautechnischer Nachweis, der keiner weiteren Überprüfung mehr bedarf. Statische Nachweise sind nach der VOB/C (siehe auch die jeweilige ATV) „Besondere Leistungen“, die nur dann zu den vertraglichen Leistungen gehören, wenn sie in der Leistungsbeschreibung besonders erwähnt sind. Diese können vom Auftragnehmer angeboten und entsprechend geltend gemacht werden. Ein entsprechender Anspruch auf Vergütung sollte daher immer geprüft werden.
Die Typenstatik mit den 39 Bemessungsdiagrammen ist als ift-Richtlinie VE-15/1 „Mehrscheiben-Isolierglas – geprüfte Typenstatiken nach DIN 18008“ im ift-Shop verfügbar. Ein Bundle (gedruckte Fassung und editierbare PDF-Datei der Richtlinie sowie eine digitale Anleitung) ermöglicht die einfache Nutzung und Zusendung der Bemessungsdiagramme an Planer, Architekten, Bauherren, Baubehörden oder Statiker.
Häufige Fragen zur Glas-Typenstatik
Die Typenstatik kann in allen Bundesländern angewandt werden. Sie kann damit mehrfach für verschiedene Standorte (Bauvorhaben) verwendet werden. Das ermöglicht unter anderem ein kostengünstigeres und schnelleres Bauen, da die durch die Typenprüfung erfassten Standsicherheitsnachweise nicht für jedes Bauvorhaben erneut geprüft werden müssen.
Die Typenstatik wurde durch das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt) als Bautechnisches Prüfamt des Landes Berlin geprüft. Somit bedarf sie keiner weiteren Prüfung durch einen Prüfstatiker und kann bundesweit verwendet werden.
Die Typenstatik inkl. der Anwendungsdiagramme berücksichtigt bereits die geänderten Modifikationsbeiwerte kmod entsprechend allgemeiner Bauartgenehmigung Z-70.3-267. Hierdurch können Abmessungen - insbesondere kleine Formate - nachgewiesen werden, die mit den Modifikationsbeiwerten der DIN 18008-1:2020 nicht nachweisbar sind.
Die Typenstatiken decken eine Abmessung des Isolierglases bis zu 3 m x 5 m ab.
Auch wenn die konkrete Abmessung entsprechend Typenstatik nachweisbar ist, so ist die Produzierbarkeit mit dem Isolierglashersteller abzuklären. Gegebenenfalls können gewisse Abmessungen aus produktionstechnischen Gründen bzw. internen Restriktionen nicht verfügbar sein.
Außerdem ergeben sich systembedingte und funktionale Begrenzungen der Abmessungen für Fenster und Haustüren sowie Fassaden.
Die Diagramme gelten für die Glasdicken, die für das Diagramm angegeben sind.
Die Diagramme gelten maximal für die Scheibenzwischenräume, die für das Diagramm angegeben sind (vgl. nächste Frage).
Der im Aufbau genannte Scheibenzwischenraum darf bis zu einem minimalen Scheibenzwischenraum von 8 mm verringert werden. Bei 3-fach-Aufbauten sind beide Scheibenzwischenräume identisch zu verringern.
Bei der Erstellung der Diagramme wurden Wind- und Klimalasten berücksichtigt. Weitere Lasten wie z. B. Verkehrslasten oder Anpralllasten sind nicht berücksichtigt. Daher können die Diagramme nicht für absturzsichernde Verglasungen verwendet werden.
Die Windzone ergibt sich aus Bild 1 der ift-Richtlinie VE-15/1 zur Typenstatik oder kann einer Tabelle des DIBt entnommen werden, die hier geladen werden kann: Zuordnung der Windzonen nach Verwaltungsgrenzen (Juni 2022).
Die erworbene PDF-Datei ist eine Einzelplatzlizenz, die nur innerhalb des Unternehmens genutzt werden darf, das diese Datei erworben hat.
Eine Speicherung in ERP-Systemen oder Speicherorten, die auch von Geschäfts- und Handelspartnern genutzt werden können, ist nicht zulässig.
Gleiches gilt auch für digitalisierte Fassungen, die vom Druckexemplar erstellt wurden. Fragen zu Mehrfachnutzungen sind per E-Mail an benitz zu richten. @ift-rosenheim.de
Zu der ift-Richtlinie VE-15/1 wird ein Datenblatt bereitgestellt, mit dem gegenüber dem Bauherrn der Nachweis des Glasaufbaus für das konkrete Bauvorhaben ausgestellt wird. Diesem Nachweis wird das zugehörige Diagramm beigefügt, in dem die nachgewiesenen Abmessungen eingetragen sind.