Prof. Ulrich Sieberath sieht sich lächelnd etwas an

Wechsel an der Spitze des ift Rosenheim

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Prof. Ulrich Sieberath übergibt Leitung an Prof. Jörn P. Lass

Prof. Ulrich Sieberath geht zum Ende des Jahres in den Ruhestand. Neuer Institutsleiter wird Prof. Jörn P. Lass von der TH Rosenheim. Professor Sieberath hat im ift Rosenheim in 37 Jahren Enormes geleistet, insbesondere in den letzten 16 Jahren als Institutsleiter. Durch sein großes Fachwissen, seine Begeisterung für Technik und Forschung und seinen Ideenreichtum, aber auch durch sein Engagement in der Normung und anderen Gremien hat er das Institut und die ganze Fenster- und Fassadenbranche geprägt – in Deutschland, Europa und weltweit. Nach einer kreativen Pause wird er dem ift Rosenheim und der Branche als Autor und Referent weiter erhalten bleiben. Sein Nachfolger wird ab Januar 2020 Prof. Jörn P. Lass, der seit 36 Jahren in der Fenster- und Fassadenbranche tätig ist – davon 14 Jahre in verschiedenen Führungsaufgaben im ift Rosenheim und zuletzt 6 Jahre an der Technischen Hochschule Rosenheim als Leiter der Studienrichtung „Gebäudehülle“.

Prof. Ulrich Sieberath sieht sich lächelnd etwas an
Die Begeisterung für Forschung, Prüfung und Technik hat Prof. Ulrich Sieberath 37 Jahre begleitet. (Quelle: ift Rosenheim)
Mann durchschlägt mit einem Hammer eine Glasscheibe
Ulrich Sieberath als junger Ingenieur bei einer Demonstration einer Einbruchprüfung (1984) (Quelle: ift Rosenheim)
Schwarz-weiß Foto eines Mannes, der einen Vortrag hält
Ulrich Sieberath bei seinem ersten Vortrag auf den Rosenheimer Fenstertagen 1984 zum Thema „Einbruchhemmung von Fenstern und Türen“ (Quelle: ift Rosenheim)
zwei lachende Männer stehen nebeneinander
Die neue Doppelspitze des ift Rosenheim bei der Mitteilung an die Mitarbeiter (2004) (Quelle: ift Rosenheim)
zwei Männer stehen lachen nebeneinancher vor einem großen Plakat, welches die Aufschrift "Istanbul Pencere 2007" trägt
Den Institutsleiter des ift Rosenheim Prof. Ulrich Sieberath hat es in viele Länder geführt. (2007) (Quelle: ift Rosenheim)
Institutsleiter Prof. Ulrich Sieberath beim Bieranstich auf einer Bühne
Institutsleiter Prof. Ulrich Sieberath beim Bieranstich auf dem Festabend der Rosenheimer Fenstertage 2019 (Quelle: ift Rosenheim)
lachender Mann mit Papier und Stift in der Hand
Prof. Ulrich Sieberath freut sich über die innovative PV-Fassade am neuen Bürobau des ift Rosenheim. (2013) (Quelle: ift Rosenheim)
Portraitfoto eines Mannes
Prof. Jörn P. Lass übernimmt ab dem 1. Januar 2020 die Institutsleitung des ift Rosenheim (Quelle: ift Rosenheim)

Bereits zu den Rosenheimer Fenstertagen 2019 wurde Prof. Ulrich Sieberath von den Teilnehmern mit langem Applaus für 37 erfolgreiche Jahre im Dienst der Branche geehrt. Von Astrid Wirges (Geschäftsführerin DIN) wurde er als „Vater“ der Produktnorm für Fenster und Türen sowie für seine großen Verdienste in der Normungsarbeit mit der DIN-Ehrennadel gewürdigt. Von der Rosenheimer Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer erhielt er die Verdienstmedaille der Stadt Rosenheim.

Nach den Gründen für diesen bemerkenswerten Werdegang gefragt, sagt Prof. Ulrich Sieberath: „Mein Berufsweg begann früh, denn ich habe schon als Kind die Fensterwerkstatt meines Vaters besucht. Ich war begeistert von den technischen Geräten und wie aus Holzstücken auf wunderbare Weise ein Fenster entsteht. Nach der Schreinerausbildung hat mir mein Vater geraten, im fernen Rosenheim bei Professor Seifert die Fensterbaukunst ingenieurmäßig zu vertiefen.“

Nach einem Praxissemester im Institut für Fenstertechnik war klar, dass er als Ingenieur die Fenstertechnik weiter entwickeln wollte. Dieses Motiv hat ihn dann die nächsten 37 Jahre begeistert. Das lag sicher auch daran, dass seine Vorbilder Prof. Seifert und Prof. Schmid immer genau wussten, wann man „dem Sieberath“ neue Aufgaben geben musste. Gleich zu Beginn waren es Forschungsprojekte wie „Wohnungsabschlusstüren“, „Einbruchhemmende Türen oder Fenster“ oder „Lüftung im Wohnungsbau“.

Gleich nach seinem Eintritt ins ift Rosenheim musste er das Normenwerk zur Einbruchhemmung bearbeiten. Dabei war die Besonderheit, dass eine statische mechanische Prüfung den Erfindungsreichtum der Einbrecher nicht abdecken konnte. Deshalb wurde gemeinsam mit der Kriminalpolizei das Täterverhalten analysiert. Darauf aufbauend entstanden die Idee des „Normeinbrechers“ und die manuelle Prüfung mit der Angriffszeit als Bewertungskriterium. Die Durchsetzung dieses unkonventionellen Konzepts war nicht einfach, hat sich aber schließlich doch etabliert und gilt bis heute. Die Erfahrungen aus dieser Zeit haben sein gesamtes Arbeiten im ift Rosenheim geprägt, das sich durch eine optimale Kombination aus Pragmatismus, Kreativität und fundiertem Ingenieur-Wissen auszeichnete.

Mit diesen „Erfahrungen“ begann dann 1989 die große Aufgabe der europäischen Normungsarbeit, mit der Entwicklung harmonisierter und EU-weit gültiger Produktnormen. Im Fokus stand das Werk der DIN EN 14351-1 als europäische Produktnorm für Fenster und Außentüren beginnen. Dies hat über 20 Jahre gedauert, aber Maßstäbe für die objektive Ermittlung der Produkteigenschaften gesetzt. Als Ingenieur mit praktischem Hintergrund entwickelte er dabei Normen, die sachlich sinnvoll und in der Praxis leicht anwendbar sind.

Prof. Sieberath hatte immer viel Verständnis, wenn Betriebe und Handwerker über zu viele Regeln bei Technik sowie Arbeits- und Steuerrecht stöhnen. Aber er machte immer klar, dass die Normung die Sprache der Technik ist und die Konstruktion, das Angebotswesen und die Ausführung erheblich vereinfachen. Vorschriften haben immer auch zu neuen Technologien geführt, die deutschen Betrieben einen technischen Vorsprung verschafft haben. Ein wichtiges Beispiel ist das energieeffiziente Bauen, dass im Wesentlichen durch die Wärmeschutzverordnung angeschoben wurde. Prof. Sieberath steckte immer viel Zeit in ift-Serviceleistungen, um den Umgang mit Normen für die Praktiker zu vereinfachen, beispielsweise das ift-Normenportal, den ift-Montageplaner oder den CE-Generator.

Quasi nebenbei lernte er von erfahrenen Kollegen die „Normungsdiplomatie“, die ihm auch sehr gut bei seiner späteren Arbeit als Institutsleiter geholfen hat, bei der er ja oft zwischen den Interessen von Fensterherstellern, Zubehörlieferanten, Systemgebern, Verbänden und Behörden vermitteln musste.

Neben der Normungsarbeit und als Leiter der Türenabteilung kamen neue Aufgaben auf ihn zu, beispielsweise 1994 der Aufbau der ift-Zertifizierungsstelle. Die jahrelangen Erfahrungen in allen Aufgabenfeldern des ift Rosenheim führten dann 2002 zur Ernennung als stellvertretender Institutsleiter. 2001 erfolgte der Aufbau der Fassadenprüfung in Deggendorf und der Brandprüfeinrichtungen in Nürnberg sowie 2003 die Übernahme der Schallprüfeinrichtungen von Prof. Fritz Holtz in Kragling.

Als logischer Schritt begann dann 2004 die Institutsleitung und Geschäftsführung zusammen mit Dr. Jochen Peichl. Diese „Doppelspitze“ mit der Aufgabenteilung zwischen Technik und Finanzen hat sich als optimale Lösung erwiesen. So konnten beide gemeinsam das Institut von damals ca. 7 Mio. Euro Umsatz auf heute knapp 23 Mio. Euro mit 230 Mitarbeitern entwickeln. Die Professur 2012 war eine Auszeichnung für seine langjährigen Lehrtätigkeiten seit 1984 und das innovative Weiterbildungsangebot ED PRO, dass er gemeinsam mit Prof. Heinrich Köster (Präsident der Hochschule Rosenheim) entwickelte. In idealer Weise wurde dabei Theorie und Praxis im Masterstudiengang „Fenster und Fassade“ kombiniert.

 

Die obligatorische Frage nach seinen Plänen für den aktiven Ruhestand beantwortet Prof. Sieberath in seiner humorvoller Art: „Ich bin dann mal weg, aber nicht auf dem Jakobsweg, sondern im Aktivstand. Nach 37 wunderbaren und erfüllten Berufsjahren im ift Rosenheim will ich die neue zeitliche Freiheit für meine Familie und für Reisen in Länder nutzen, die ich bislang nur geschäftlich besuchen konnte. Nach einer kreativen Pause werde ich dann meine Erfahrung und mein Wissen an die nächste Generation von Ingenieuren, Technikern und Meistern gerne weitergeben. So bleibe ich dem ift Rosenheim und der Branche noch erhalten.“

 

Zu Prof. Jörn P. Lass

Prof. Jörn P. Lass ist seit über 36 Jahren in der Fenster- und Fassadenbranche tätig. Den Anfang machte eine Ausbildung zum Glaser und Fensterbauer. Nach dem Studium der Holztechnik folgten Aufgaben bei einem Systemgeber im internationalen Projektgeschäft sowie als Projektleiter im Fenster- und Fassadenbau – weiter ging es in der technischen Leitung eines mittelständischen Fenster- und Fassadenbauers. Danach folgten 14 Jahre Führungsaufgaben im ift Rosenheim in den Bereichen Forschung, Prüfung, Güteüberwachung, Normung und Zertifizierung. Die letzten sechs Jahre leitete er als Professor an der Technischen Hochschule Rosenheim die Studienrichtung „Gebäudehülle“. Neben dem Ausbau des Fachwissens durch Forschungs- und Abschlussarbeiten wurden hier wichtige Netzwerke gepflegt und ausgebaut.

Diese umfangreichen Erfahrungen bringt Prof. Lass in die Geschäftsführung des ift Rosenheim ein, um gemeinsam mit Dr. Jochen Peichl die Erfolgsgeschichte des ift Rosenheim fortzusetzen. Einen wesentlichen Schwerpunkt sieht Prof. Lass darin, den notwendigen Wandel zu klimaneutralen und nachhaltigen Gebäuden mit innovativen und gebrauchstauglichen Bauelementen und Fassaden zu fördern. Hierzu sollen die Kontakte in die Hochschullandschaft genutzt werden, um durch gemeinschaftliche Forschung und Entwicklung einen Mehrwert für die Branche zu schaffen.

Das Ziel ist der weitere Ausbau des Instituts als führender, nationaler und internationaler Anbieter für Entwicklung, Prüfung und Zertifizierung von Produkten der gesamten Gebäudehülle. „Wenn sich die Technologien und Vertriebswege weiterentwickeln, müssen wir dem Markt und unseren Marktbegleitern immer einen Schritt voraus sein und unsere Kunden mit passenden Dienstleistungen unterstützen erfolgreich zu sein. Deshalb werde ich mich auch bei neuen Konstruktionen und Kundenprojekten einbringen. Wir werden die Branche weiterhin durch innovative und praxistaugliche Konzepte und Regelwerke bei Qualität, Gebrauchstauglichkeit und fairem Wettbewerb unterstützen. Der erste konkrete Schritt ist dabei der Neubau eines innovativen Labors für Bauakustik und Fassaden“, so Prof. Jörn P. Lass.

(Ein ausführliches Interview mit Prof. Lass kann bei der PR-Stelle des ift Rosenheim angefragt werden)

Jürgen Benitz-Wildenburg

Leiter PR & technische Kommunikation

Das ift Rosenheim ist der Vermittlung des erworbenen Wissens an Bauschaffende, Planer und interessierte Bauherren verpflichtet, die sich mit Fenstern, Fassaden, Glas, Türen, Toren und Baustoffen beschäftigen. 

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