Das Schaubild zeigt 47 Kriterien DGNB für Türen. Nähere Informationen zur Darstellung erhalten Sie auf Anfrage unter +49 8031 261-2150.

Nachweise zum Nachhaltigen Bauen

Mit EPD und VOC zur Gebäudezertifizierung

Lesezeit: 4 Minuten

Nachhaltiges Bauen hat sich mittlerweile schon als Standard etabliert. Dies ist vor allem der Tatsache geschuldet, dass in der Baubranche fast 40 Prozent der Rohstoffe und Energie verbraucht werden.

Aufgrund immer knapper und damit immer teurer werdender Ressourcen ist es wichtig, sich Gedanken zum Umgang mit den Rohstoffen zu machen.

Wir müssen uns nicht nur um heutige, sondern vor allem auch um künftige Generationen Gedanken machen, denn Nachhaltigkeit bedeutet eine ganzheitliche Betrachtung der Ökologie, der Ökonomie und der sozialen Aspekte. Diese drei Säulen der Nachhaltigkeit werden in der Baubranche oft auch als Qualitäten bezeichnet. Viele Gebäudezertifizierungssysteme fordern nur ökologische Qualitäten, wie beispielsweise das Leadership in Energy and Environmental Design (LEED) oder das Building Research Establishment Environmental Assessment Method (BREEAM) System.

Ganzheitlicher und bezugnehmend auf alle drei Säulen der Nachhaltigkeit ist das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) wie auch das System der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB). Hier werden beispielsweise Anforderungen hinsichtlich Emissionen, Barrierefreiheit, Umnutzungsfähigkeit oder auch zum Schallschutz an das Gebäude gestellt. Je nach Gebäudetyp können sich diese Anforderungen unterscheiden. So ist gerade beim BNB-System, welches ausschließlich für öffentliche Gebäude gilt, die Barrierefreiheit Grundvoraussetzung zur Zertifizierung. Das DGNB-System ist privatwirtschaftlich orientiert. Inhaltlich unterscheiden sich die beiden deutschen Systeme fast gar nicht.

Seit März 2011 müssen alle Neubauten nach dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen zertifiziert werden und seit Januar 2013 auch alle Bestandsgebäude.

 

In der Tabelle 1 ist ein klarer Anstieg der zertifizierten Gebäude erkennbar. Der Trend wird auch zukünftig anhalten. Es werden außerdem weitere Zertifizierungssysteme auf den Markt drängen, die zusätzliche Anforderungen an Gebäude stellen. Somit wird das Nachhaltige Bauen sicherlich nicht einfacher.

Die Tabelle zeigt die anzahl Zertifizierten Gebäude in den Jahren 2009 - 2013 von der DGNB, LEED und BREEAM. Nähere Informationen erhalten Sie auf Anfrage unter +49 8031 261-2150.
Tabelle 1: Zertifizierte Gebäude
*Diese Werte stammen aus der LEED-Datenbank www.usgbc.org/projects/list. Da allerdings nicht alle Projekte mit Jahreszahlen versehen sind, fehlen bei den angegebenen Werten in 2013 ca. 40.000 zertifizierte Gebäude.

Anforderungen an Bauprodukte

Um den Anforderungen auf Gebäudeebene gerecht zu werden, müssen auch Bauprodukthersteller ihren Beitrag leisten. So ist bei einem Gebäude, welches barrierefrei sein soll, erforderlich, dass auch die Türen barrierefrei sind. Gleiches gilt beispielsweise bei Hölzern. Soll das Gebäude nach LEED zertifiziert werden, so müssen die verwendeten Holzwerkstoffe meist eine FSC-Zertifizierung nachweisen. Weitere Kriterien und Anforderungen an verwendete Bauprodukte sind Brandschutz, Schallschutz, geringe Emissionen, Umweltwerte u.v.m.

Oftmals ist aber weder dem Gebäudeauditor, noch dem Hersteller vollständig bekannt, welche Anforderungen durch das Produkt erfüllt werden müssen. Die Gebäudeauditoren kennen sich häufig zu wenig mit den Produkten aus. So sind Eigenschaften, die für das Gebäude wichtig sind, nicht einfach auf die Produkte zurückzuführen. Ein Beispiel dafür ist die Innenraumlufthygiene. Im Gebäude werden als Nachweis Messungen der Luftemissionen durchgeführt. Auf Produktebene können die gleichen Emissionen zwar gemessen werden; wie hoch diese Emissionen allerdings im Gesamtgebäude sind, lässt sich dabei noch nicht aussagen, da der Einbauort und die spezifischen Gegebenheiten im Gebäude auf Produktebene nicht bekannt sind.

Auch Hersteller wissen häufig nicht, was von ihrem Produkt beim Nachhaltigen Bauen erwartet bzw. gefordert wird. Dies ist u.a. dem Umstand geschuldet, dass sich die Gebäudezertifizierungssysteme etwa alle zwei bis drei Jahre weiterentwickeln und dadurch neue Kriterien entstehen können. Das Thema ist entsprechend schnelllebig und es ist viel Zeit erforderlich, um auf aktuellem Entwicklungsstand zu bleiben. Außerdem haben die Hersteller Schwierigkeiten, auf Produktebene auszusagen, welche Eigenschaften für das Gebäude wichtig sind und bewertet werden müssen. In Bild 1 ist dargestellt, wie viele Nachweise durch das DGNB-System aktuell an Türen gestellt werden.

Das Schaubild zeigt 47 Kriterien DGNB für Türen. Nähere Informationen zur Darstellung erhalten Sie auf Anfrage unter +49 8031 261-2150.
Bild 1: 21 relevante Kriterien nach DGNB für Türen dabei noch nicht aussagen, da der Einbauort und die spezifischen Gegebenheiten im Gebäude auf Produktebene nicht bekannt sind.

Die verschiedenen Farben des Kreises stehen für die Qualitäten. Rot bedeutet dabei Ökologie und Gelb Standortqualität, welche für Produkte keine Rolle spielt. Grün repräsentiert Prozessqualität, Grau Technik. Blau steht für die soziokulturellen Aspekte und Braun für Ökonomie. Der Kreis stellt insgesamt 47 Kriterien dar. Mittlerweile sind es jedoch über 50 Kriterien, die auf Gebäudeebene bewertet werden. In Bild 1 ist außerdem dargestellt, dass durch eine Environmental Product Declaration (EPD) insgesamt sieben Kriterien direkt nachgewiesen werden müssen. Eine EPD stellt die Umweltwerte eines Bauproduktes dar. Auch die Bauproduktenverordnung weist darauf hin, dass die nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen, soweit verfügbar, durch eine EPD nachgewiesen werden sollen.

Nachhaltigkeitsproduktpass

Die Nachweise, welche für das Nachhaltige Bauen benötigt werden, liegen dem Hersteller meist vor. Diese Nachweise sind oft unstrukturiert und müssen bei jedem neu zu zertifizierenden Gebäude wieder vorgelegt werden.

Daher ist es sinnvoller, eine Mappe für den Architekten zu erstellen, worin sämtliche erforderlichen Dokumentationen für die Gebäudebewertung enthalten sind.

Das ift Rosenheim hat untersucht, welche Informationen bei einer Gebäudebewertung nach BNB, BREEAM, DGNB und LEED je nach Produktgruppe gefordert werden. Entstanden ist dabei der ift-Nachhaltigkeits-Produktpass, welcher auf den Hersteller und auf seine Produkte ausgestellt wird. Er dient zum Nachweis bei einer Gebäudebewertung. Im Rahmen einer Zertifizierung werden diese Nachweise regelmäßig angepasst und aktualisiert.

Sollten Nachweise durch den Hersteller nicht erfüllt werden oder nicht bekannt sein, wie beispielsweise Nachweise der volatile organic compounds Emissionen (VOC), so wird dies im Produktpass vermerkt. Es gilt jedoch: Umso mehr Nachweise der Hersteller für das Nachhaltige Bauen liefern kann, desto besser kann das Gebäude bewertet werden.

 

Wissenswertes in Kürze

Nachhaltig bedeutet mehr als nur langfristig. EPDs und VOC tragen dazu bei.

  1. Nachhaltigkeit beschreibt die drei Säulen Ökologie, Ökonomie und Soziales.
  2. Ganzheitlichkeit: Betrachtung aller Lebenszyklusphasen von der Rohstoffgewinnung bis zur Rückführung der Ressourcen.
  3. Environmental Product Declarations (EPDs) beschreiben vor allem die Ökologie von Produkten über den Lebenszyklus.
  4. EPDs werden für eine Gebäudezertifizierung benötigt und sind in der Bauproduktenverordnung mit der 7. wesentlichen Anforderung beschrieben.
  5. Volatile Organic Compounds (VOCs) geben wichtige Hinweise zu leicht flüchtigen organischen Verbindungen in Produkten bzw. aus Produkten.
  6. Angaben zu VOC-Emissionen werden ebenfalls für eine Gebäudezertifizierung benötigt und sind ansatzweise in der Bauproduktenverordnung mit der 3. Wesentlichen Anforderung beschrieben.

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