Tür bei der Brandprüfung mit einer Markierung an der Zarge und einer Markierung am Wandanschluss.

Stand der Normung im Bereich Feuer- und Rauchschutz

Update für den Experten

Lesezeit: 4 Minuten

Seit November 2016 gibt es die harmonisierte Produktnorm für Feuer- und Rauchschutzabschlüsse EN 16034. Zunächst darf sie nur für Außentüren, Fenster und Tore verwendet werden, betrifft also nur einen kleinen Teil der Feuer- und Rauchschutzabschlüsse. Mit dem Startschuss für die CE-Kennzeichnung nahm auch das Interesse an den unterstützenden Normen zu, die zwar zum Teil schon 10 Jahre und mehr verfügbar waren, aber kaum beachtet wurden.

Es zeigt sich, dass die Normen zum Teil noch Defizite aufweisen; so ist es nicht erstaunlich, dass zahlreiche Normen schon revidiert werden. Auch werden noch vorhandene Lücken im Normenwerk mit Hochdruck geschlossen; schließlich steht ja für dieses Jahr noch die Harmonisierung der Produktnorm für Innentüren bevor. An den Normenreihen EN 15269-x und EN 17020-x zum erweiterten Anwendungsbereich wird intensiv gearbeitet. Die dort erreichten Verbesserungen werden sich auf die Prüfprogramme als Grundlage zur CE-Kennzeichnung auswirken.

Aber auch jenseits der Feuer- und Rauchschutzabschlüsse gibt es beachtenswerte Weiterentwicklungen im Bereich der Verglasungen, Vorhangfassaden oder Trennwände.

Der Schwerpunkt des Vortrags liegt auf den folgenden Normen und Norm-Reihen:

EN 16034:2014

Die Norm wurde zwar nicht geändert, aber es gibt interessante Positionspapiere (PP) zu den im Anhang ZA definierten Aufgaben für den Hersteller und die Notifizierte Produktzertifizierungsstelle (NPZ), herausgegeben von der Advisory Group, der Schnittstelle zwischen der Kommission und den NPZ. In den PP wird vor allem die Verantwortung des Herstellers und der von ihm beauftragten NPZ für Sicherstellung der deklarierten Leistungen im System 1 (AVCP-Level 1) hervorgehoben.

Da die Anwendung der EN 16034 nur in Verbindung mit weiteren Produktnormen möglich ist, kann derzeit noch kein Feuer- und Rauchschutzabschluss in der Innenanwendung mit CE gekennzeichnet werden. Die Produktnorm für Innentüren (EN 14351-2) wurde fertiggestellt. Auch bei der Abstimmung durch die Staaten der EU gab es die erforderliche Mehrheit. Die Kommission hat nun angekündigt, die Norm im 4. Quartal 2018 zu harmonisieren. Dabei wurde noch keine Festlegung hinsichtlich der Koexistenzphase getroffen. Spekulationen dazu pendeln zwischen 1 Jahr und 3 Jahren. Näheres soll im Sommer beraten werden. Genaueres wird allerdings erst mit Veröffentlichung im offiziellen Amtsblatt der EU (OJEU) bekannt.

Auch auf einem anderen Gebiet wird an der EN 16034 gearbeitet. Diskutiert wird, ob man nicht die verschiedenen Teile der Produktnormen sinnvoll zusammenfassen kann. Diese Diskussionen sollen sich nicht auf den Zeitplan zur Harmonisierung der EN 14351-2 auswirken.

Weiterhin wurden die Prüfnormen EN 1634-1, EN 1191 und EN 12605 in den letzten Jahren revidiert. Um auch Prüfergebnisse nach älteren Ausgaben verwenden zu können, müssen die Prüfergebnisse validiert werden. So wurde als Beispiel die EN 1634-1 geändert, so dass die Temperaturen auf der Zarge (Bild 1, grüner Bereich) und am Wandanschluss (Bild 1, blauer Bereich) neu zu bewerten sind.

Tür bei der Brandprüfung mit einer Markierung an der Zarge und einer Markierung am Wandanschluss.
Bild 1: Validierung von Prüfberichten nach EN 1634-1: Im grünen und blauen Bereich hat sich die Bewertung geändert, so dass vor 2014 datierte Prüfberichte validiert werden müssen.

EN 15269-xx

Gerade in Deutschland wurde die EN 15269-2 zum erweiterten Anwendungsbereich für den Feuerwiderstand von Stahlblechtüren intensiv diskutiert. Da traf es sich gut, dass u.a. diese Norm zur Revision anstand. Neben dem Teil 2 wurden auch die Teile 3 sowie 20 bearbeitet. Ein erster Einblick in die Änderungen zeigt, dass viele Lücken geschlossen wurden. Damit ergeben sich entsprechende Verbesserungen und die Möglichkeit, Prüfprogramme zu optimieren.

Hervorzuheben ist noch, dass die Behandlung von Beschlägen in der Normenserie abgestimmt werden soll. Damit werden Regeln zum Austausch vervollständigt und am Ende schlüssiger werden.

EN 17020-xx

Die ersten Teile der EN 17020 sind auf technischer Ebene abgestimmt und müssen nur noch durch die formale Abstimmung. Auch hier erfolgt ein erster Einblick in Umfang und Anwendungsbereich. Neben den beiden Teilen für Drehtüren als Stahlblechtüren und Metallrohrrahmentüren sind Teile für Stahl-Rolltore und Stahl-Schiebetüren fertig. Ein Teil für Holz-Drehflügeltüren ist ebenfalls schon weit gediehen

EN 15254-xx

Natürlich liegt der Fokus derzeit auf Feuer- und Rauchschutzabschlüssen. Aber auch bei Wänden und Verglasungen gibt es die ein oder andere berichtenswerte Neuerung. So wird als Beispiel der Teil 4 derzeit revidiert. Hier werden Regelungen zur Brandlast von Gläsern diskutiert, die auch für den Einsatz von Glas in Türen von Bedeutung sind, vor allem im Bereich der Einbruchhemmung, wo entsprechende Folienpakete im Glas zum Einsatz kommen.

Verglaste Front mit zusätzlichen Temperaturmessstellen
Bild 2: Anordnung von zusätzlichen Temperaturmessstellen auf Gläsern und Paneelen bei der Prüfung des Feuerwiderstands von Verglasungen und Vorhangfassaden

Auch bei Verglasungen, Wänden und Vorhangfassaden gab es Änderungen der Prüfnormen. Bild 2 zeigt etwa die zusätzlichen Temperaturmessstellen auf verglasten Oberflächen, die bei der Klassifizierung berücksichtigt werden müssen. Gegebenenfalls sind dafür Validierungsprüfungen erforderlich.

Fazit

Seit der Harmonisierung der EN 16034 in Verbindung mit EN 14351-1 und EN 13241 ist der Markt für Feuer- und Rauchschutzabschlüsse in Bewegung gekommen. Erste Produkte mit CE-Kennzeichen sind auf dem Markt angekommen. Damit liegen auch die ersten Erfahrungen des zugrunde liegenden Normenapparats in der Praxis vor. Für Türen ergibt sich damit der Vorteil, dass zunächst in einem kleinen Teil des Marktes, nämlich den Feuerschutzabschlüssen in der Außenanwendung, das System erprobt werden kann, bevor es auch für die Innentüren zur Anwendung kommt. Dabei hat sich gezeigt, dass es zwar an der ein oder anderen Stelle noch nicht rund läuft. Im Großen und Ganzen ist es aber möglich, praxistaugliche Systeme auf den Markt zu bringen. Durch die Erfahrungen werden sich noch zahlreiche Verbesserungen ergeben. Damit bleibt die permanente Beobachtung der Normung weiterhin sehr wichtig.

Wer den Startschuss für die CE-Kennzeichnung noch nicht gehört hat – spätestens jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, mit den Vorbereitungen zur Umsetzung der EN 16034 zu beginnen. Für Außentüren, Fenster und Tore mit Feuer- und/oder Rauchschutz endet die Koexistenzphase bereits in 1½ Jahren. Und auch für die Innentüren bleibt ein begrenzter Zeitraum, bis die Umstellung abgeschlossen sein muss. Da auch bei den NPZ die Kapazitäten begrenzt sind, sollte man sich bald möglichst auf den Weg machen.

 

Dr. Gerhard Wackerbauer

ift Rosenheim

Der promovierte Physiker Dr. Gerhard Wackerbauer ist seit Mai 1996 am ift Rosenheim tätig. Am Anfang war er im Bereich Schallschutz, sowie Wärme-und Feuchteschutz tätig. Im November 2004 wechselte er in das Brandschutzzentrum in Nürnberg und war dort zuletzt bis zu dessen Umzug 2016 Prüfstellenleiter im Bereich Brandschutz. Danach wechselte er zur notifizierten Produktzertifizierungsstelle Brand in Nürnberg, einer Abteilung der ift Zertifizierungsstelle, und ist dort seit Oktober 2016 der fachlich verantwortliche Leiter. Weiterhin ist er auch bei bauaufsichtlichen Zulassungen im Bereich Brandschutz tätig.

Darüber hinaus vertritt er seit Ende 2013 das ift Rosenheim in der Europäischen Sektorgruppe der notifizierten Stellen SH02 im Brandschutz, ist Mitglied im Ausschuss deutschen Spiegelausschuss NA 005-52-05 AA und vertritt diesen im Europäischen Normungsausschuss TC127-WG3 und in ISO/TC92/SC2/WG3.

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