Das Bild zeigt anhand symbolischer Fotos die drei Säulen der Nachhaltigkeit: ökologisch, sozial und ökonomisch (Fotos: Beboy, Franz Pfluegl, svort – stock.adobe.com)

Nachhaltigkeit nachweisen

Nachhaltigkeit bei Türen und Toren

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Der Begriff der Nachhaltigkeit findet heutzutage vielfältige Verwendung und erfreut sich stetig steigender Beliebtheit. Dennoch wissen viele nicht, was nachhaltiges Handeln bedeutet oder wie man nachhaltiges Handeln fundiert nachweisen kann.

Wer von Nachhaltigkeit spricht, kommt um die Definition der drei Säulen der Nachhaltigkeit nicht herum: die ökonomische, die soziokulturelle und die ökologische Säule. Die Definition entstammt dem sogenannten „Brundtland-Bericht“, der mit dem offiziellen Titel „Our common future“ (Unsere gemeinsame Zukunft) im Jahr 1987 durch die Weltkommission für Umwelt und Entwicklung veröffentlicht wurde.

Diese drei Säulen begründen die ganzheitliche Sichtweise, die jedem nachhaltigen Handeln zu Grunde liegen soll. In der Praxis sollen sie gleichberechtigt sein.

In der Realität zeichnet sich aktuell ein nicht ausgewogenes Bild zwischen diesen drei Säulen ab, da die ökonomische Säule noch klar im Zentrum unseres Handelns steht. Jedoch gewinnen auch soziale und ökologische Aspekte immer mehr an Bedeutung. Denn letztlich gilt: Keine funktionierende Wirtschaft ohne funktionierende Gesellschaft und keine gesunde Gesellschaft ohne eine gesunde Umwelt!

Das Bild zeigt anhand symbolischer Fotos die drei Säulen der Nachhaltigkeit: ökologisch, sozial und ökonomisch (Fotos: Beboy, Franz Pfluegl, svort – stock.adobe.com)
Bild 1: Die drei Säulen der Nachhaltigkeit (Bilder: Beboy, Franz Pfluegl, svort – stock.adobe.com)

Ökologische Nachhaltigkeit

Um gute Entscheidungen für die Zukunft treffen zu können, benötigt man eine gute Informationsbasis über den aktuell herrschenden Zustand. Ein bewährtes Mittel zur fundierten Analyse von Produktsystemen hinsichtlich ökologischer Gesichtspunkte stellt die Lebenszyklusanalyse nach ISO 14040 und ISO 14044 dar.

Lebenszyklusanalyse (LCA)

Bei der Lebenszyklusanalyse handelt es sich um eine wissenschaftliche und genormte Methode zur Erfassung und Berechnung der Umweltwirkungen eines Produktsystems oder einer Dienstleistung über den gesamten Lebenszyklus. Die LCA ist die Grundlage zur Erstellung einer Umweltproduktdeklaration (EPD) und untergliedert sich immer in die vier ineinandergreifenden Schritte: Zieldefinition, Sachbilanz, Wirkungsabschätzung und Auswertung mit Interpretation.

In der Zieldefinition werden die wesentlichen Rahmenbedingungen festgelegt. Dabei geht es hauptsächlich um die Zielgruppe, den Verwendungszweck, die Auswahl der zu untersuchenden Produkte, räumliche, technische und zeitliche Systemgrenzen sowie die Bewertungsmethodik. In der Sachbilanz werden die relevanten Input- und Outputflüsse (z.B. Metallprofile, Kunststoffteile, Verpackungsmaterial, Primärenergieträger, Abfälle) beim Hersteller erfasst. Für eine komplette Lebenszyklusanalyse („von der Wiege bis zur Bahre“) sind auch noch Informationen zur Nutzungsphase und zum Lebensende nötig.

Für die Wirkungsabschätzung wird der Herstellungsprozess der Türen und Tore einer Baureihe mit den in der Sachbilanz erfassten Daten in einer Ökobilanzsoftware modelliert und daraus werden die Umweltwirkungen berechnet.

In der letzten Phase der Ökobilanz, der Auswertung, werden die Ergebnisse der Sachbilanz und der Wirkungsabschätzung gemeinsam betrachtet und ausgewertet. Ferner werden die Ergebnisse interpretiert und plausibilisiert sowie Schlussfolgerungen abgeleitet.

In Tabelle 1 sind die Lebenszyklusphasen von Produkten nach EN 15804: Herstellung, Errichtung, Nutzung, Entsorgung, Vorteile und Belastungen außerhalb der Systemgrenzen.
Tabelle 1: Beschreibung der Lebenszyklusphasen nach EN 15804

Umweltproduktdeklaration (EPD)

Die Erstellung einer Umweltproduktdeklaration (EPD) (Environmental Product Declaration) für Bauprodukte erfolgt auf Basis der Normen ISO 14025 und EN 15804 und stellt somit eine Typ III-Umweltproduktdeklaration dar. Ein zentraler Bestandteil der EPD ist die zuvor beschriebene Lebenszyklusanalyse. Dabei muss beachtet werden, dass nach der aktuellen EN 15804 die Deklaration der Herstellungsphase sowie der Nachnutzungsphase/Entsorgungsphase und die Vorteile und Belastungen außerhalb der Systemgrenzen zwingend notwendig ist. Für den Einbau und die Nutzung der Türen und Tore können optional Angaben gemacht werden.

Ist eine EPD für eine Tür- oder Torbaureihe erstellt und genügt diese auch den Anforderungen der Ökobaudat – der Plattform für Ökobilanzdaten des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) – steht einer weiteren Verwendung für die Nachhaltige Gebäudezertifizierung nichts mehr im Wege. Eine EPD kann dabei in den deutschen Systemen BNB und DGNB, aber auch international (BREEAM, LEED) uneingeschränkt für die Gebäude-Ökobilanz verwendet werden.

Fazit

Nachhaltiges Handeln und damit verbundene nachhaltige Produkte stellen einen Weg dar, wie wir den zukünftigen Generationen eine möglichst gute Lebensgrundlage (ähnlich wie wir sie erfahren durften) erhalten können. Es müssen also jetzt gute Entscheidungen für die Zukunft getroffen werden. Die Basis für gute Entscheidungen bietet eine möglichst gute und umfassende Kenntnis der aktuellen Situation.

Durch eine Lebenszyklusanalyse können Türen und Tore umfassend hinsichtlich ökologischer Aspekte analysiert werden; bei Kombination mit einer Umweltproduktdeklaration lässt sich daraus ein wertvoller Nachweis für die nachhaltige Gebäudezertifizierung generieren. Die dadurch erhaltene neue Sichtweise auf die Produkte kann auch Innovationspotenziale zu Tage fördern und zeigt Spielräume für eine effizientere Produktion auf.

 

Literaturverzeichnis

  1. Ed Hawkins, University of Reading, showyourstripes.info/l/europe/all, 11.04.2022
  2. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit. (2016). Leitfaden Nachhaltiges Bauen. Berlin
  3. DIN EN 16034:2014-12
    Fenster, Türen und Tore – Produktnorm, Leistungseigenschaften - Feuer- und/oder Rauchschutzeigenschaften
    Berlin: Beuth Verlag GmbH
  4. DIN EN ISO 14040:2018-05
    Umweltmanagement – Ökobilanz – Grundsätze und Rahmenbedingungen
    Berlin: Beuth Verlag GmbH
  5. DIN EN ISO 14044:2006-10
    Umweltmanagement – Ökobilanz – Anforderungen und Anleitungen
    Berlin: Beuth Verlag GmbH
  6. EN 15804:2012+A1:2013
    Nachhaltigkeit von Bauwerken – Umweltdeklarationen für Produkte – Regeln für Produktkategorien
    Berlin: Beuth Verlag GmbH
  7. EN 15804:2012+A2:2019
    Nachhaltigkeit von Bauwerken – Umweltproduktdeklarationen – Grundregeln für die Produktkategorie Bauprodukte
    Berlin: Beuth Verlag GmbH
  8. EN ISO 14025:2011-10
    Umweltkennzeichnungen und -deklarationen Typ III Umweltdecklarationen – Grundsätze und Verfahren
    Berlin: Beuth Verlag GmbH
  9. Forschungsvorhaben
    EPDs für transparente Bauelemente – Abschlussbericht
    Rosenheim: ift Rosenheim, 2011
  10. ift-Richtlinie NA-01/3
    Allgemeiner Leitfaden zur Erstellung von Typ III Umweltproduktdeklarationen
    Rosenheim: ift Rosenheim, 2015
  11. PCR Teil B – Türen und Tore. (2018)
    Produktkategorieregeln für Umweltprodukdeklarationen nach EN ISO 14025 und EN 15804
    Rosenheim: ift Rosenheim

Christoph Seehauser

ift Rosenheim

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