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Die Grundlagen zur Berechnung eines CO2-Fußabdrucks für Unternehmen liefert das Greenhouse-Gas-Protocol (GHG Protocol), gegründet vom World Ressource Institute und World Business Council for Sustainable Development, in Form von verschiedenen Standards.

(Quelle: Greenhouse Gas Protocol, 2011)
Auch die Normung hat sich dem Thema angenommen und u.a. die Normenreihe ISO 14064-1 bis -3, ISO 14065, ISO 14067 entwickelt, welche in weiten Teilen auf den Standards des Greenhouse Gas Protocol aufbaut. Der Unterschied zum Produkt-CO2-Fußabdruck liegt in der Bezugsgröße: Während sich der PCF auf eine Einheit Produkt bezieht, behandelt der CCF ganze Unternehmen. Die Struktur des CCF unterteilt sich folglich nicht in Lebenszyklusstadien, sondern in sogenannte Scopes, welche die verschiedenen Bereiche in Unternehmen abdecken.
Scope 1 umfasst direkte Emissionen aus der eigenen Produktion von Strom und Wärme, aus Mobilität oder in Form von direkten Prozessemissionen. Übliche Quellen für Scope 1-Emissionen sind:
- Erzeugung von Elektrizität, Wärme, Dampf
- Physikalische oder Chemische Prozesse: Produktion oder Verarbeitung von Chemikalien und Materialien wie Zement, Aluminium, Abfallverarbeitung
- Transport von Materialien, Produkten, Abfall, Mitarbeitern: Verbrennung von Treibstoff in Fahrzeugen, die vom Unternehmen kontrolliert werden
- Flüchtige Emissionen: gewollte und ungewollte Freisetzung von Emissionen, z.B. durch Lecks oder schlechten Dichtungen etc.
Scope 2 umfasst indirekte Emissionen aus dem Verbrauch von Sekundärenergie (Strom, Wärme etc.), die vom Unternehmen zugekauft und innerhalb der organisatorischen Systemgrenzen genutzt wird. Scope 2-Emissionen treten physisch in dem Unternehmen auf, in dem die Energie produziert wird. Scope 2-Emissionen sind häufig eine der größten Quellen in vielen Unternehmen und haben damit auch großes Reduktionspotenzial. Mögliche Reduktionsmaßnahmen sind:
- Energieeffiziente Technologien und Energie-Einsparungen
- Grünstrom
- Installation eines Heizkraftwerkes im Unternehmen
Scope 3 umfasst sonstige indirekte Emissionen aus den Aktivitäten des Unternehmens, die aber nicht an den eigenen Quellen des Unternehmens anfallen, wie z.B. Emissionen bei der Produktion von Vorprodukten oder benötigten Rohstoffen. Das Greenhouse Gas Protocol deklariert folgende Kategorien als Scope 3-Emissionen:
Kategorie 1: zugekaufte Güter und Dienstleistungen
Kategorie 2: Kapitalgüter
Kategorie 3: treibstoff- und energiebezogene Emissionen (nicht enthalten in Scope 1 oder Scope 2)
Kategorie 4: vorgelagerte Transporte und Distribution
Kategorie 5: Abfall
Kategorie 6: Geschäftsreisen
Kategorie 7: Mitarbeiter-Pendlerverkehr
Kategorie 8: angemietete oder geleaste Vermögen
Kategorie 9: nachgelagerte Transporte und Distribution
Kategorie 10: Verarbeitung von verkauften Produkten
Kategorie 11: Nutzung von verkauften Produkten
Kategorie 12: End-of-life Behandlung von verkauften Produkten
Kategorie 13: vermietete oder verleaste Vermögen
Kategorie 14: Franchise
Kategorie 15: Investments
Scope 1 und Scope 2 müssen obligatorisch bei einer Bilanzierung gemäß Greenhouse Gas Protocol berücksichtigt werden. Scope 3-Emissionen sind optional zu berücksichtigen, bieten aber eine Chance für ein innovatives und umfassenderes Treibhausgas-Management.
Gemessen in CO2-Äquivalenten gibt der CCF Unternehmen die Möglichkeit, den Treibhausgasausstoß ihrer Tätigkeiten in einer Bilanz zu beziffern. Daraus abgeleitet ergibt sich eine neue Perspektive auf das eigene unternehmerische Tun und die Chance, den eigenen Treibhausgasausstoß positiv zu beeinflussen. Durch eine kontinuierliche Wiederholung der Bilanzierung in regelmäßigen Zeitabständen kann so die Entwicklung des Treibhausgasausstoßes evaluiert werden. Weiterführend können auf dieser Basis Maßnahmen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen im Unternehmen entwickelt und überprüft werden.
Umweltproduktdeklaration und Ökobilanzierung
Die Ökobilanz gemäß DIN EN ISO 14040 und DIN EN ISO 14044 ist eine wissenschaftliche Methode zur Erfassung und Ermittlung der Umweltwirkungen eines Produktes über den gesamten Lebenszyklus (von der Wiege bis zur Bahre) und ist Grundlage zur Erarbeitung der EPD. Der Lebenszyklus der Produkte wird gemäß normativer Vorgaben in Lebens-zyklusphasen (Herstellung, Errichtung, Nutzung, Entsorgung, Vorteile und Belastungen außerhalb der Systemgrenzen) gegliedert. Die jeweiligen Lebenszyklusphasen werden noch weiter unterteilt, z. B. in Transport, Montage, Reparatur oder Ausbau.
Für die Sachbilanz werden verschiedene Daten zur Produktherstellung und zu weiteren Lebenszyklusphasen benötigt. In einer LCA über den gesamten Lebensweg der Produkte (cradle-to-grave) werden die Stadien Rohstoffgewinnung, Herstellung/Produktion, Nutzung und Nachnutzung inklusive Transport und Energieverbrauch betrachtet. Die Daten werden beim Hersteller im Rahmen einer Datenerfassung über Erfassungsbögen gesammelt. Dabei sind Daten zu ein- und ausgehenden Stoff- und Energieflüssen relevant. Anschließend können die gesammelten Daten in der Wirkungsabschätzungsphase mit einer Software analysiert und berechnet werden, um die Umweltwirkungen des Bauproduktes zu quantifizieren. Dies ermöglicht es, Aussagen bezüglich der Umwelteinflüsse eines Produktes zu treffen. Diese Erkenntnisse werden wiederum zur Erstellung einer EPD benötigt. Die Ergebnisse der LCA werden aufgrund der möglichen unterschiedlichen Bezugsrahmen bzw. Abgrenzungen nicht vergleichend bewertet oder klassifiziert.
Besonderes Augenmerk muss auf die Festlegung der Systemgrenzen gelegt werden, da eine Vielzahl an Rohstoffen und Vorprodukten eingesetzt wird. Es stellt sich die Frage, wie diese betrachtet werden können. Im Fall von Fensterprofilen aus Aluminium gilt es beispielsweise, die Aluminiumherstellung von der Bauxitförderung im Tagebau bis zum fertigen Aluminiumprofil zu betrachten. Die Qualität einer EPD hängt also stark davon ab, wie gründlich die Rohstoffe und Vorprodukte betrachtet werden. Das Ziel sollte eine möglichst vollständige Sachbilanz und dementsprechend eine adäquate Quantifizierung aller Energie- und Stoffflüsse sein.
Eine Umweltproduktdeklaration erfolgt auf Basis der Normen DIN EN ISO 14025 und DIN EN 15804. In einer EPD müssen die Umweltwirkungen eines Produktes verpflichtend für den Herstellprozess und die Nachnutzung dokumentiert werden. Beispiele hierfür sind die Auswirkungen auf die Ozonschicht (Ozonabbaupotenzial) und das Klima (Treibhauspotenzial) oder die Versauerung von Boden und Wasser. Es sollten die Auswirkungen über den gesamten Produkt-Lebenszyklus angegeben werden.
Für die Erstellung einer EPD dienen PCR und LCA als Grundlage. In einer EPD müssen als „Pflichtteil“ u.a. Aussagen zu folgenden Kernindikatoren gemacht werden:
- Primärenergie (PE) aus erneuerbaren und nicht erneuerbare Energien in MJ
- Treibhauspotenzial (GWP-Global Warming Potential) als CO2-Äquivalent in kg,
untergliedert in:
2.1 Treibhauspotenzial fossil als GWPf
2.2 Treibhauspotenzial biogen als GWPb
2.3 Treibhauspotenzial aus Landnutzung und Landnutzungsänderung als GWPluluc
- Ozonabbaupotenzial (ODP-Ozone Depletion Potential) als CFC-11-Äquivalent in kg
- Versauerungspotenzial von Boden und Wasser (AP-Acidification Potential) als H+-Äquivalent in kg
- Eutrophierungspotenzial (EP-Eutrophication Potential) als mol N-, PO4- oder N-Äquivalent in kg
- Photochemisches Oxidantienbildungspotenzial (POCP- Formation potential of tropospheric ozone) als Ethen- oder NMVOC-Äquivalent in kg
- Verbrauch abiotischer Ressourcen – Mineralien und Metalle (ADPminerals & metals -Abiotic depletion potential for non-fossil resources) als Sb-Äquivalent in kg
- Verbrauch abiotischer Ressourcen fossil (ADPfossil -Abiotic depletion potential for fossil resources) in MJ
- Wassernutzung (WDP-Water (user) deprivation potential, deprivation-weighted water consumption) in m³ Welt-Äquivalent entzogen
Für die Erstellung einer EPD dienen PCR und LCA als Grundlage. In einer EPD müssen als „Pflichtteil“ u.a. Aussagen zu folgenden Kernindikatoren gemacht werden:
- Primärenergie (PE) aus erneuerbaren und nicht erneuerbare Energien in MJ
- Treibhauspotenzial (GWP-Global Warming Potential) als CO2-Äquivalent in kg,
untergliedert in:
2.1 Treibhauspotenzial fossil als GWPf
2.2 Treibhauspotenzial biogen als GWPb
2.3 Treibhauspotenzial aus Landnutzung und Landnutzungsänderung als GWPluluc
- Ozonabbaupotenzial (ODP-Ozone Depletion Potential) als CFC-11-Äquivalent in kg
- Versauerungspotenzial von Boden und Wasser (AP-Acidification Potential) als H+-Äquivalent in kg
- Eutrophierungspotenzial (EP-Eutrophication Potential) als mol N-, PO4- oder N-Äquivalent in kg
- Photochemisches Oxidantienbildungspotenzial (POCP- Formation potential of tropospheric ozone) als Ethen- oder NMVOC-Äquivalent in kg
- Verbrauch abiotischer Ressourcen – Mineralien und Metalle (ADPminerals & metals -Abiotic depletion potential for non-fossil resources) als Sb-Äquivalent in kg
- Verbrauch abiotischer Ressourcen fossil (ADPfossil -Abiotic depletion potential for fossil resources) in MJ
- Wassernutzung (WDP-Water (user) deprivation potential, deprivation-weighted water consumption) in m³ Welt-Äquivalent entzogen

Literatur
- Green Envelope – Bewertung von Bauelementen und Baustoffen für nachhaltiges Bauen, ift Rosenheim, Rosenheim 09/2022