Skizze für eine Fachgerechte Montage und Hinterfütterung der Bauelemente

Einbruchhemmender Fenster und Türen

Qualität durch Planung, Vorbereitung und Montagekompetenz

Lesezeit: 8 Minuten

Nicht nur Fenster- und Türen haben sich ständig verbessert, sondern auch die Montage-technik, um steigende Energie- und Komfortansprüche zu erfüllen. Als letztes Glied in der Qualitätskette entscheidet die Montage darüber, ob die zugesicherten Leistungseigen-schaften des Produkts erfüllt werden.

Deshalb hat die Qualifikation des Montagebetriebs eine sehr große Bedeutung für die vom Fensterkäufer empfundene Qualität, unabhängig ob die Montage über den Hersteller oder den Händler beauftragt wird. Dies gilt in besonderer Weise für Bauelemente mit Anforderungen an die Einbruchhemmung, aber auch an Rauch- und Brandschutz oder in barrierefreier Ausführung. Hier müssen Bauherren und Fensterhersteller besonders auf die Kompetenz der Montagebetriebe achten, damit die verkaufte Fensterqualität auch im Gebäude ankommt. Das gilt besonders bei der Sanierungen, wenn kein Planer beteiligt ist und vom Montagebetrieb erwartet wird, dass er die Abdichtungs- und Befestigungssysteme fachgerecht ausgewählt und auf die Bausituation anpasst.

Bild 1: Der ift-Montageplaner unterstützt die Montagebetriebe durch eine einfache Auswahl geeigneter Produkte und einen fachgerechten Baukörperanschluss, der bauphysikalisch berechnet wird.
Die Zeichnung von geprüften Montagedetails, da diese eine Grundlage für gute Planung ist.
Bild 2: Geprüfte Montagedetails und der Montageleitfaden sind die Grundlage einer guten Planung (Bild: Montageleitfaden)

Montageplanung

Eine gute Montage beginnt bereits mit einer fachgerechten Planung und Montagedetails, die zum Fenster, den Abmessungen und der Einbausituation passen. Die technischen Grundlagen finden sich im Montageleitfaden [1]. Dazu gehören die Auswahl geeigneter und geprüfter Befestigungs- und Abdichtungssysteme sowie deren fachgerechte Verarbeitung. Kompetente Montagefirmen sind in der Lage Musterdetails mit den Gegebenheiten vor Ort zu vergleichen und Anpassungen zu entwickeln, die statisch und bauphysikalisch funktionieren. Dies gilt besonders für energieeffiziente Außenwände, barrierefreie Haus-, Terrassen- und Balkontüren und einbruchhemmende Bauelemente, bei denen die Befestigung entscheidend für die Wirksamkeit ist.

Die Planung beim Fensteraustausch in Altbauten muss aber auch folgende Aspekte berücksichtigen:

  • Der Wärmeschutzstandard der Gebäudehülle entspricht häufig nicht den heutigen Anforderungen (Wärmebrücken optimieren -> Dämmung der Leibungen bei UAW > 1,0 W/m²K) notwendig),
  • Neubewertung des bauphysikalischen Gleichgewichts, da sich durch die Fenstererneuerung die Luftdichtheit und die Oberflächentemperaturen ändern (nutzerunabhängige Lüftung, Dämmung von Leibung, Anordnung Heizkörper etc.)
  • Das baulich vorhandene Erscheinungsbild (Fensterbänke, Leibung, Rollläden) soll nach Möglichkeit erhalten bzw. unverändert bleiben (Denkmalschutz, Aufwand/Kosten, Verschmutzung).
  • Organisation der Nutzung und Zugänglichkeit während der Bauphase (evtl. zusätzliche Schutzmaßnahmen planen)
  • Notwendigkeit von Sonnenschutz bei größeren Fenstern
Es wird bei Außenwand; Einbausituationen; Fensterkonstruktion und Leistungseigenschaften zwischen Standardfall und Sonderfall 1 verglichen.
Bild 3: Übersicht über die Anwendungsfälle zur Auswahl der richtigen Befestigung

Damit nicht für jede Montageplanung eine objektspezifische statische Bemessung der Befestigung durchgeführt werden muss, ist eine differenzierte Betrachtung notwendig. Der Leitfaden zur Montage definiert deshalb in Kapitel 5 drei Anwendungsfälle, die technische Grundlagen, baurechtlichen Anforderungen und praktischen Unterscheidungskriterien berücksichtigen. Damit wird die Anwendung vereinfacht und gleichzeitig ein hohes Maß an Rechtssicherheit ermöglicht. Mit dem kostenlosen ift-Befestigungsplaner lässt sich mit wenigen Klicks der richtige Anwendungsfall auswählen und die notwendigen Kräfte zur Auswahl des richtigen Befestigungsmittels einfach ermitteln.

Montage einbruchhemmender Fenster und Türen

Steigende Einbruchzahlen und tägliche Medienberichte zu Terror und Kriminalität erhöhen das Interesse an einbruchhemmenden Fenstern und Türen. Einbruchhemmung funktioniert aber nur im System; und einzelne Elemente wie ein Sicherheitsbeschlag oder innere Verriegelungen helfen alleine nicht weiter. Deshalb rät die Kriminalpolizei mindestens zum Kauf geprüfter und zertifizierter Bauelemente der Widerstandsklasse RC2 und der Montage durch qualifizierte Fachbetriebe. und zertifizierte Firmen. Wichtig ist deshalb, dass die gesamte Konstruktion inkl. Fenster- oder Türrahmen, Beschlägen, Glas/Ausfachung und Befestigung erfolgreich geprüft wurde (EN 1627 bis EN 1630), denn die Wirksamkeit ergibt sich nur durch das Zusammenspiel aller Komponenten (Sicherheitskette). Deshalb müssen Montagehinweise Einbauanweisungen und Prüfnachweisezeugnisse z.B. von Systemgebern und Beschlagherstellern, genau gelesen und beachtet werden. Wenn der Monteur gleichzeitig auch der Lieferant ist, muss dieser auch die die Anwendungsgrenzen bezüglich Öffnungsarten und -richtung, Außenabmessungen sowie die verwendeten Profile, Ausfachungen, Verglasungen und Beschläge beachten. Ansonsten gelten die Prüfnachweise nicht mehr, schlimmer noch – die Einbruchhemmung funktioniert nicht.

Dies gilt besonders für die Verwendung der vorgegebenen Rahmenmaterialen (PVC-Profil mit Wandungsdicken und Verstärkungsprofilen, Holzart, Rohdichte, etc.), den Toleranzen beim Zuschnitt und Profilierung, die Rahmeneckverbindungen (Verbindungsart, Klebstoff, Eckfestigkeiten etc.) und natürlich den Beschlägen und Schlössern. Hier spielen bei Holz der Schraubentyp, das Vorbohren bzw. Schrägverschraubung, bei PVC die Verschraubungen nur durch Kunststoff und/oder Stahlprofil sowie der exakte Rückschnitt der Stahlverstärkung in der Ecke und bei Metall der Einsatz gewindefurchender oder Spezialschrauben eine entscheidende Rolle. Bei dem Einsatz von Schlössern müssen Abmessung und Position der „Schlosskammern“ beachtet werden.

Leider werben Anbieter immer wieder mit Formulierungen wie „Einbruchhemmend in Anlehnung an“ oder „Einbau einbruchhemmender Verriegelung“, die sich in der Praxis oft als „Mogelpackung“ erweisen, weil der Einbrecher schnell das „schwächste“ Glied erkennt und ausnützt – das kann auch eine fehlerhafte Montage sein. Deshalb sind die Vorgaben einer fachgerechten Montage gemäß der Einbauanweisungen genau zu beachten, beispielsweise die Art und Anzahl der Befestigungsmittel, die Positionierung in der Wand oder die Verwendung eine druckfesten Hinterfütterung, um ein Auslenken zwischen Blend- und Flügelrahmen und somit ein Aushebeln der Beschläge zu verhindern.

Skizze für eine Fachgerechte Montage und Hinterfütterung der Bauelemente
Bild 4: Fachgerechte Montage und Hinterfütterung der Bauelemente

Auch die umgebenden Wänden sind auf eine ausreichende Festigkeit und Dimensionierung gemäß EN 1627 zu prüfen. Die DIN EN 1627 definiert deren Eignung in Abhängigkeit der Widerstandsklasse. Die Einbauanweisungen der Prüfnachweise können darüber hinaus auch abweichende Einbauten ermöglichen, die separat geprüft und positiv nachgewiesen wurden. Besonders kritisch ist der Einbau von einbruchhemmenden Elementen in Wände mit hochwärmedämmenden, sehr porösen Steinen oder in Wärmedämmverbundsysteme. Wenn die geforderte Druckfestigkeit nicht erreicht wird, kann eine einbruchhemmende Wirkung nicht gewährleistet werden.

Die Tabelle zeigt in Spalten Widerstandsklasse des Bauteils nach DIN EN 1627; Umgebende Wände unterteilt in "aus Stahlbeton nach DIN 1045" und "aus Mauerwerk nach DIN 1053-1". "aus Stahlbeton nach DIN 1045" ist ebenfalls nochmal in "Nenndicke" und "Festigkeitsklasse" unterteilt. Auch "aus Mauerwerk nach DIN 1053-1" wird in "Wanddicke (ohne Putz)", "Druckfestigkeitsklasse der Steine (DFK)", "Rohdichteklasse der Steine (RDK)" und "Mörtelgruppe" unterteilt. Nähere Informationen zur Darstellung erhalten Sie auf Anfrage unter +49 8031 261-2150.
Tabelle 1: Tabelle NA.2 der EN 1627 mit Anforderungen an die Ausführung der Massivwände [2]
Ein Muster, wie ein Kennzeichnungsschild des ift Rosenheim aussehen kann.
Bild 5: Kennzeichnungsschild für ift-zertifizierte einbruchhemmende Produkte

Qualität und Zertifizierung von Montagebetrieben

Spricht man über Sicherungstechnik, die Einbrüche verhindern, muss man auch auf das mögliche "Versagen" dieser Technik aufgrund unsachgemäßer Verarbeitung hinweisen. Beispielsweise wurden Fenster mit Pilzkopfverriegelungen überwunden, weil diese falsch montiert waren oder die Verriegelungspunkte ließen sich wegen fehlender Hinterfütterung zwischen Element und Wand aushebeln. Die Ursachen für Montagemängel sind vielfältig, aber aus der Vielzahl der ift-Gutachten lassen sich folgende Hauptursachen ableiten:

  1. Zeitdruck bei Detailplanung, Bestellung und Ausführung der Baumaßnahme,
  2. Es existieren wenige Standard-Details, meist müssen spezifische Objektlösungen entwickelt werden,
  3. Ausführungsdetails liegen nicht vor oder darin sind bereits Fehler enthalten. Die Handwerker auf der Baustelle müssen dann vor Ort Lösungen entwickeln,
  4. Auswahl und Einsatz ungeeigneter Materialien und neuartiger Baustoffe ohne ausreichende Nachweise und Langzeiterfahrungen,
  5. Ausbildung und Fortbildung der Mitarbeiter auf neue Techniken und Materialien ist unzureichend,
  6. Montageleistungen werden an Subunternehmer vergeben und nicht kontrolliert (Abwälzen der Verantwortung)

Deshalb empfehlen die kriminalpolizeilichen Beratungsstellen Planern und Bauherren auch nur Produkte, Hersteller und Montagebetriebe, die in der KPK-Liste aufgeführt sind Zertifizierte einbruchhemende Elemente sind an einer Kennzeichnung erkennbar, aus der man den Hersteller und die Prüfnachweise entnehmen kann.

Ein Muster, wie ein Qualitätszeichen des ift Rosenheim aussehen kann.
Bild 6: Das Qualitätszeichen zertifizierter Fachbetriebe für mechanische Sicherungstechnik

Für Montagebetriebe gibt es das Zertifizierungsprogramm des ift-Rosenheim „ift-zertifizierter Fachbetrieb für mechanische Sicherungseinrichtungen“ bei dem die zertifizierten Fachbetriebe jährlich kontrolliert werden. Vor Ort wird überprüft und beurteilt, wie die sicherungstechnischen Produkte montiert wurden. Diese Überprüfung und eine Dokumentation der Eigenüberwachung ist der entscheidende Unterschied zwischen einem zertifizierten Fachbetrieb und einem nicht zertifizierten Fachbetrieb und bestätigt eine dauerhafte und verlässliche Qualität. Darüber hinaus werden überwachten Firmen auf der ift-Website im Informationsbereich für Bauherren, Verbraucher und Architekten empfohlen. Auch bei der RAL Gütegemeinschaft ist die Begutachtung der Montageprotokolle in die jährliche Fremdüberwachung integriert, allerdings ohne laufende Überwachung vor Ort.

Dieses positive Beispiel einer erfolgreichen Qualitätskette zwischen Hersteller, Handel und Bauherr führt zu geringeren Mängeln, weniger Reklamationen sowie einer höheren Kundenzufriedenheit und damit zu positiven vertrieblichen Referenzen.

Nachrüstung Einbruchhemmung

Rund um die Nachrüstung von Bauelementen zur Verbesserung der Einbruchhemmung hat sich ein attraktiver Markt entwickelt, weil kein Bauherr gerne moderne neue Fenster mit Wärmeschutzverglasung nur wegen der fehlenden Einbruchhemmung austauschen will. Nachrüstprodukte werden mitlerweile auch schon in Discountern angeboten. Auch hier gilt es genauer hinzuschauen, weil Prüfungen und Nachweis gemäß DIN 18104 „Einbruchhemmende Nachrüstprodukte“ oft fehlen, in der die Anforderungen und Prüfverfahren geregelt sind. DIN 18104 Teil 1 umfasst Nachrüstprodukte wie Zusatzschlösser, Stangenverschlüsse oder Querriegelverschlüsse. Diese Sicherung sollte mindestens an der Griff- und Bandseite erfolgen. Darüber hinaus sollte mindestens eine Sicherung abschließbar sein, sofern kein Verbundsicherheitsglas eingesetzt ist.

Einfache Aufschraubsicherungen nach DIN 18104-1 finden aus ästhetischen und praktischen Gründen oft nur wenig Akzeptanz, so dass im Falz eingelassene Nachrüstbeschläge für Fenster und Türen, einbruchhemmende Drehkippbeschläge oder Hintergreifsicherungen eine gestalterisch bessere Lösung sind (DIN 18104-2). Allerdings braucht es für die Planung von Sanierungsmaßnahmen und den Austausch der bestehenden Beschläge gegen einbruchhemmende Nachrüstbeschläge ausreichendes Fachwissen, Erfahrung und Know-how, die Billiganbieter und ungeschulte Monteure in der Regel nicht vorweisen können. “Errichterfirmen“, die sich diesem Thema widmen, haben sich dem Aufnahmeverfahren des Bayrischen Landeskriminalamtes erfolgreich unterzogen, und werden ebenfalls auf der „KPK-Liste“ genannt.

Skizze, welche zeigt, wie viel Aufschraubsicherungen und wo sie befestigt werden müssen.
Bild 7: Anzahl und Position von Aufschraubsicherungen gemäß DIN 18104-1

Neben dem Nachrüstprodukt selber werden in der Norm folgende Maßnahmen empfohlen, damit die Einbruchhemmung auch wirksam verbessert wird.

  • Einsatz einer durchwurfhemmenden Verglasung nach DIN EN 356,
  • Absicherung der Glasanbindung durch Verschraubung oder Verklebung der Glashalteleisten,
  • druckfeste Hinterfütterung zwischen Verglasung und Glasfalzgrund,
  • druckfeste Hinterfütterung zwischen Rahmen und Mauerwerk im Bereich der Verriegelungen,
  • Verstärkung der Mauerwerksbefestigung.
Die Bilder zeigen zwei Stücke zur Verriegelung. Die Plzzapfenverriegelung und den Sicherheitsschließstück.
Bild 8: Prüfanordnung für „im Falz eingelassene Nachrüstprodukte“ gemäß DIN 18104-2 mit Pilz-zapfen und Schließteil

Literatur

  1. Leitfaden zur Planung und Ausführung der Montage von Fenstern und Haustüren, RAL-Gütegemeinschaft Fenster und Haustüren e.V. oder Bundesinnungsverband des Glaserhandwerks, März 2014
  2. Kommentar zur DIN EN 14351-1 Fenster und Türen - Produktnorm, Leistungseigenschaften, Prof. Ulrich Sieberath; Prof. Christian Niemöller, ift Rosenheim November .2013
  3. Erklärvideo über die Wirkweise einbruchhemmender Fenster, Rosenheim 10/2015,
    www.ift-rosenheim.de/einbruchhemmung-fenster-video
  4. KPK-Listen der LKA, www.polizei.bayern.de/schuetzenvorbeugen/beratung/technik/index.html/449
  5. ift-Richtlinie MO-01/1
    Baukörperanschluss von Fenstern, Teil 1: Verfahren zur Ermittlung der Gebrauchstauglichkeit von
    Abdichtungssystemen, ift Rosenheim 2007
  6. ift-Richtlinie MO-02/1
    Baukörperanschluss von Fenstern, Teil 2: Verfahren zur Ermittlung der Gebrauchstauglichkeit von Befestigungssystemen, ift Rosenheim 10/2014)
  7. ifz info EI-04/1 – Mechanische Nachrüstung an Fenstern und Fenstertüren
  8. ifz info EI-05/2 – Einbruchhemmung an Fenstern
  9. ifz info EI-03/2 – My home is my castle

Gerhard Fellermeier

ift Rosenheim

Jürgen Benitz-Wildenburg

ift Rosenheim

Dipl.-Ing. (FH) Jürgen Benitz-Wildenburg leitet im ift Rosenheim den Bereich PR & Kommunikation. Als Schreiner, Holzbauingenieur und Marketingexperte ist er seit 30 Jahren in der Holz- und Fensterbranche in verschiedenen Funktionen tätig. Als Lehrbeauftragter, Referent und Autor gibt er seine Erfahrung weiter.

Lösungen aus diesem Themenbereich

Artikel aus diesem Themenbereich