Auf dem Bild sieht man das ift-zertifiziert Zeichen "Standard"

Das neue Stufenmodell – Schritt für Schritt zur Produktqualität

Einstieg in die Qualitätssicherung leicht gemacht

Lesezeit: 12 Minuten

Das ift Rosenheim bietet bereits seit vielen Jahren verschiedenste Produktzertifizierungen für Materialien, Komponenten und Bauteile rund um Fenster, Fassaden, Türen, Beschläge und Glasprodukte an.

Grundsätzlich dienen die ift Zertifizierungsprogramme zur Sicherstellung der gleichbleibenden Produktqualität von Bauprodukten und Zubehörteilen.

Eine wesentliche Gemeinsamkeit aller Programme ist, dass die Anforderungen an Produkte und den jeweiligen Hersteller absolut sind und alle erfüllt werden müssen, um ein „ift-zertifiziert Zeichen“ zu erhalten. Bis dato findet somit keine Abstufung von Anforderungen innerhalb der Zertifizierungsprogramme statt.

Dies hat vor allem kleinere Hersteller oder Unternehmen, die nur wenig Erfahrung hinsichtlich werkseigener Produktionskontrolle, Produktprüfung und damit zusammenhängender Dokumentationen oder Aktivitäten haben, teilweise abgeschreckt oder kein Interesse an der Produktzertifizierung geweckt. Als Antwort hat das ift Rosenheim in Abstimmung mit der Gütegemeinschaft Fenster und Haustüren in Frankfurt ein differenziertes Zertifizierungsprogramm (Stufenmodell) für Fenster, Türen und Fassaden entwickelt.

Das Stufenmodell

Das Stufenmodell gliedert sich in die Stufe „ift Standard“ und „ift Qualität“. Die Inhalte der jeweiligen Stufen bauen aufeinander auf und können die Basis für die Erlangung des RAL-Gütezeichens für Fenster, Türen und Fassaden bilden. Im Folgenden werden die jeweiligen Stufen vorgestellt und aus der Sichtweise des Herstellers und der möglichen Unterstützung durch Zulieferindustrie betrachtet.

Stufe ift „Standard“

In dieser Stufe steht die Einhaltung der normativen Anforderungen an die Produkte auf Grundlage der Produktnorm EN 14351-1 im Vordergrund. Hierzu zählen die notwendigen Klassifizierungsberichte für die Bauteile, die korrekte Erstellung der Leistungserklärung und CE-Kennzeichnung der Bauteile. Daneben bildet noch die Einführung, Umsetzung und Aufrechterhaltung der werkseigenen Produktionskontrolle (WPK) einen wesentlichen Aspekt in dieser Zertifizierungsstufe.

Der Hersteller erhält hierzu qualifizierte Unterstützung durch entsprechend fachlich qualifizierte Auditoren des ift Rosenheim sowie durch die Möglichkeit der Nutzung von Mustervorlagen des ift Rosenheim z.B. für den Aufbau und die Dokumentation der werkseigenen Produktionskontrolle. Auch unterstützt das ift Rosenheim den Hersteller bei dem Schritt vom Papier zum Produkt – d.h. in der Umsetzung des Anwendungsbereiches der Produktnorm, der Anwendung der Klassifizierungsberichte bis hin zur korrekten Klassifizierung des tatsächlich hergestellten Produkts. Im Zuge dieses Prozesses können die Hersteller Nachweise von Systemgebern im Cascading TT natürlich nutzen, sofern eine entsprechende Cascading Vereinbarung vorliegt.

In diesem Zusammenhang sind als mögliche Grundlagen die RAL-Systempässe für Kunststofffenster und -türen auf Basis der RAL-Gütesicherung nach RAL-GZ 711 oder die ift-Systempässe auf Basis der ift-Systemgeberzertifizierung zu nennen. Diese Dokumente bilden eine wesentliche Grundlage für den Hersteller im Zuge der Erstellung der Leistungserklärung und CE-Kennzeichnung.

Auf Basis eines jährlich stattfindenden Fremdüberwachungsbesuches durch die ift-Auditoren wird Einhaltung der Anforderungen aus dem ift-Zertifizierungsprogramm QM 320 bestätigt, und der Hersteller kann das ift-zertifiziert Zeichen „Standard“ nutzen und seine Produkte damit kennzeichnen und/oder auf seinen Dokumenten damit werben. Gleichzeitig wird der Hersteller als zertifiziertes Unternehmen auf der Website des ift Rosenheim geführt. Durch den Einsatz eines QR-Codes kann der Kunden direkt dorthin gelangen und sich über den Hersteller informieren.

Auf dem Bild sieht man das ift-zertifiziert Zeichen "Standard"
Bild 1: ift-zertifiziert Zeichen „Standard“

Stufe ift „Qualität“

Aufbauend auf die Stufe ift „Standard“ werden in dieser Zertifizierungsstufe Anforderungen an die Produkte, an die Komponenten und an den eigentlichen Herstellungsprozess gestellt, um die erforderliche Produktqualität sicherzustellen. Hier steht als erstes die Eignung des Produktsystems im Vordergrund. Dies bedeutet, dass bereits bei der eigentlichen Prüfung z.B. eines Fenstersystems ein definiertes Prüfprogramm durchlaufen werden muss, das über die Anforderungen an der Produktnorm hinausgeht. Dies besteht z.B. darin, dass die Dauerhaftigkeit nachgewiesen wird und eine Dauerfunktionsprüfung eines Bauteils fester Bestandteil des Prüfprogramms sein muss.

Auch an die Zubehörteile wie Verglasung oder Beschläge werden Anforderungen gestellt, die über den Normforderungen liegen und die Qualität des Produktes mitbestimmen. U.a. ist dies z.B. die Zertifizierung der verwendeten Dreh-/Kippbeschläge nach dem ift-Zertifizierungsprogram QM 328 oder einem vergleichbarem System (z.B. RAL-Gütesicherung nach RAL GZ 607/3). Sofern keine Zertifizierung an den Beschlägen vorliegt, müssen im Rahmen der werkseigenen Produktionskontrolle beim Fensterhersteller Maßnahmen ergriffen werden, um die Qualität der Beschläge sicherzustellen.

Auch hier kann der Hersteller die bereits in der Stufe ift „Standard“ erwähnten RAL-Systempässe, ift-Systempässe, ift-Produktpässe und Nachweise von zertifizierten oder gütegesicherten Lieferanten natürlich nutzen. In dieser Stufe bestätigt das ift Rosenheim in seiner Rolle als akkreditierte und notifizierte Stelle auf Basis der Regeln in den ift Zertifizierungsprogrammen die Substitution von Komponenten – d.h. ein Austausch von zertifizierten Komponenten, ohne dass der Hersteller eine erneute Typprüfung durchführen muss, ist im Rahmen der Zertifizierung möglich. Dies führt zu einer wesentlichen höheren Produktsicherheit für den Hersteller und dessen Kunden/Verbraucher.

Auf dem Bild sieht man das ift-zertifiziert Zeichen "Qualität"
Bild 2: ift-zertifiziert Zeichen „Qualität“

Der Herstellungsprozess bestimmt wesentlich die Produktqualität und ist deshalb auch wesentlicher Bestandteil der obligatorischen jährlichen Überwachung des Herstellers durch die Auditoren des ift Rosenheim. Weiterführend ist die regelmäßige Prüfung eines Fensters oder einer Tür durch den Hersteller hinsichtlich der Eigenschaften Luftdurchlässigkeit und Schlagregendichtheit auf einem Prüfstand notwendig. Damit wird die Fähigkeit des Herstellers überprüft ein Bauteil herzustellen, welches in seiner Gesamtheit den Anforderungen genügt. Auch hier kann die Zulieferindustrie den Hersteller unterstützen, da diese Prüfung auch auf einem externen Prüfstand und unter Aufsicht des ift Rosenheim durchgeführt werden kann. Der Hersteller ist also nicht gezwungen, gleich einen eigenen Prüfstand anzuschaffen. Die Nutzung des ift-zertifiziert Zeichens „Qualität“ kann analog zum Zeichen „Standard erfolgen“

Das RAL-Gütezeichen

Da in der Stufe „Qualität“ bereits alle Anforderungen und Regelungen auf die Inhalte der RAL-Güte- und Prüfbestimmungen für Fenster, Türen, Fassaden und Wintergärten der RAL-Gütegemeinschaft Fenster und Türen e.V. abgestimmt sind, ist der Schritt zum RAL-Gütezeichen für den Hersteller nur noch ein kleiner Sprung. In diesem, Zusammenhang ist besonders zu erwähnen, dass ein Fenster- oder Türsystem eines Systemgebers, welches einen RAL-Systempass nach den Vorgaben der RAL-GZ 716 besitzt, bereits in den meisten Fällen alle Anforderungen bezüglich Profilen und Bauteilprüfungen erfüllt hat. Natürlich ist auch die Mitgliedschaft des Herstellers in der RAL-Gütegemeinschaft Fenster und Türen e.V. erforderlich.

Auf dem Bild sieht man, ein Stufenmodell zu drei Qualitätssiegeln. Von links nach rechts aufeinander aufbauend: "ift-Standard", "ift-Qualität" und "RAL-Gütezeichen".
Bild 3: Stufenmodel

Zusammenfassung und Ausblick

Das vom ift Rosenheim und der RAL-Gütegemeinschaft Fenster und Haustüren erarbeitete neue Stufenmodell ermöglicht Herstellern einen leichteren Einstieg in die Produktzertifizierung, ohne sofort mit einer großen Welle an Anforderungen  konfrontiert zu werden. Damit ist diese Stufe vor allem für kleinere und mittlere Unternehmen geeignet. Weiterhin bietet diese Stufe die Möglichkeit vom „Know-how“ des ift Rosenheim zu profitieren und durch das ift „Standard“-Zeichen dies auch gegenüber seinen Kunden zum Ausdruck zu bringen und sich weiter zu entwickeln: In erster Linie profitieren die Firmen dabei von der werblichen und verkaufsfördernden Nutzung des ift- bzw. RAL-Zeichens sowie der Rechtssicherheit bei Nachweisen und Zertifikaten, die baurechtlich gefordert sind. Hierzu zählen die notwendigen Klassifizierungsnachweise, die korrekte Erstellung der Leistungserklärung und des CE-Zeichens sowie die normgerechte Organisation der Werkseigenen Produktionskontrolle (WPK).

Dieser Vorteil wird sicher am stärksten erkennbar, wenn es Reklamationen, Mängel oder eine Überprüfung durch die Marktüberwachung gibt, denn dann kann der Betrieb ein funktionierendes und normkonformes System vorweisen, das durch das ift Rosenheim überprüft und abgesichert ist. Auch die Listung als zertifizierter Betrieb auf der ift-Website schafft gegenüber Architekten, Behörden und Bauherren Vertrauen in die Leistungsfähigkeit, die Produkte und die Qualitätsorientierung des Unternehmens.

In der Stufe ift-„Qualität“ steht neben der Erfüllung der Normforderungen der Qualitätsgedanke im Mittelpunkt. Diesem Qualitätsgedanken wird durch die definierte Systemprüfung, den Nachweis der Dauerhaftigkeit, die Überwachung der Herstellung und der erforderlichen regelmäßigen Bauteilprüfung besonders Rechnung getragen.

Die Systemgeber und die Zulieferer haben die Möglichkeit im Rahmen von bereits für sie bestehenden Nachweisen (TT-Prüfungen) sowie vorliegenden Zertifizierungen und Gütesicherungen diese an die Hersteller weiterzugeben und sie somit zu unterstützen. Die beiden Stufen sind inhaltlich aufeinander abgestimmt, um den Herstellern die Möglichkeit zu geben, in einem weiteren Schritt das in Deutschland besonders bekannte RAL-Gütezeichen zu erhalten.

David Hepp

ift Rosenheim

David Hepp ist seit 1992 Mitarbeiter am ift Rosenheim. Er ist stellvertretender Leiter der Überwachungs- und Inspektionsstelle der Produktzertifizierungsstelle der ift Rosenheim GmbH. Herr Hepp ist in dieser Funktion verantwortlich für die ift-Auditoren und steht auch in diesem Zusammenhang in engem Kontakt mit den ift-zertifizierten Herstellern, wenn es um technische Fragen und um Ergebnisse aus den Audits geht. Daneben ist er auch der Ansprechpartner für die RAL-Gütegemeinschaften und Firmenverbände bezüglich technischer und organisatorischen Fragestellungen und betreut Verarbeiterseminare.

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