Das Schwarz-Weiß Foto zeigt das Berliner Stadtschloss mit dem Nationaldenkmal des Kaiser Wilhelm um 1900.

Automatische Türen und Tore im Stadtschloss Berlin

Anforderungen aus der momentanen Planung

Lesezeit: 3 Minuten

Berlin hat wahrlich eine bewegte Geschichte und mit ihr das Stadtschloss. Bereits im 17. Jahrhundert galt es als Stadtmittelpunkt und bildete einen Schnittpunkt zweier barocker Stadtachsen.

Stadtschloss – Palast der Republik – Stadtschloss

Nach sehr wechselvollen Epochen wurde das Stadtschloss im 2. Weltkrieg mehrfach durch Bomben beschädigt und brannte im Februar 1945 vier Tage lang aus.

Mit der Teilung Berlins nahte das Ende des Schlosses nach über 500-jähriger Geschichte. Am 7. September 1950 erfolgte die Sprengung der Ruine. Auf der Grundfläche entstand der Marx-Engels-Platz, auf dem die großen Demonstrationsaufmärsche der DDR stattfanden. In den 70-er Jahren wurde dann der Palast der Republik errichtet, der zentrale Veranstaltungsort der DDR.

Das Schwarz-Weiß Foto zeigt das Berliner Stadtschloss mit dem Nationaldenkmal des Kaiser Wilhelm um 1900.
Bild 1: Das Berliner Stadtschloss um 1900
Das Foto zeigt den Palast der Republik in den 80-er Jahren mit Menschen im Vordergrund.
Bild 2: Der Palast der Republik in den 80-er Jahren (Quelle: Lutz Schramm)

Nach der Wende wurde der Palast der Republik – auch als „Erichs Lampenladen“ im Volksmund verspottet – 1990 wegen Asbestverseuchung gesperrt. Nach mehrjähriger Diskussion und nachdem Berlin wieder Bundeshauptstadt wurde, beschloss der Bundestag 2002 den Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses. Aus einem Architekturwettbewerb ging der Italiener Prof. Franco Stella, Vicenza hervor, der zusammen mit den deutschen Architekturbüros Hilmer, Sattler und Albrecht, Berlin/München und gmp Gerkan, Marg & Partner, Hamburg/Berlin den Wiederaufbau in einer Planungsgemeinschaft betreibt. Im Mittelpunkt des Entwurfs steht eine historische Wiederherstellung der Fassaden.

Im Juni 2012 erfolgte dann endlich der Baubeginn, und mittlerweile steht das Richtfest an. Die Fertigstellung ist für 2017 vorgesehen.

Ein solches Gebäude verdient besondere Sorgfalt in der Planung und Ausführung bis in die Details. Hier sind besonders auch die Türen zu erwähnen, die neben der historischen Gestaltung die Anforderungen der heutigen Zeit erfüllen müssen. Die öffentliche Nutzung des Gebäudes durch Veranstaltungen, Ausstellungen u.ä. erlaubt keine Kompromisse bei der Umsetzung der geltenden Bauvorschriften.

Die bestehenden Anforderungen an

  • Brand- und Rauchschutz 
  • Rettungswege
  • Einbruchschutz
  • Schallschutz
  • Barrierefreiheit

sind in diesem Fall von Türen mit bis zu vier Metern Flügelhöhe und Gewichten von mehreren hundert kg zu erfüllen.

Das Foto zeigt das Berliner Schloss aus Sicht der Nord-West Seite.
Bild 3: Ansicht von der Nord-West-Seite
(© Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum/Franco Stella)
Das Bild zeigt das Glaselement einer Treppenhalle.
Bild 4: Glaselement Treppenhalle (Quelle: FS HUF PG Franco Stella – Berliner Schloss – Humboldt-Forum Projektgemeinschaft GbR

Jeder aus der Branche der Türhersteller wird daran erkennen, dass dies nur mit Sonderlösungen zu bewerkstelligen ist. Und auch dann sind noch die erforderlichen Prüfungen zu absolvieren, die die Eigenschaften auch bestätigen. Der zeitliche und finanzielle Aufwand ist enorm.

Die Planer arbeiten mit Türkonstruktionen, die noch nicht verfügbar sind. Erst wenn nach der Ausschreibungs- und Vergabephase der Hersteller bestimmt ist, können die endgültigen Türbauarten festgelegt werden. Bevor die Montage in das Gebäude erfolgt, sind dann noch die umfangreichen Prüfungen zu absolvieren – mit dem verbleibenden Risiko eines negativen Ausgangs. Neben den technischen Herausforderungen müssen auch die Termine und Kosten in den vorgegebenen Grenzen gehalten werden.

Solche Aufgaben können nur gelöst werden, wenn alle an einem Strang ziehen: Bauherr, Planer, Prüfstelle und Hersteller müssen bereits jetzt zusammenarbeiten. Nur wenn sich die aus ihrem Zusammenwirken gewonnenen Erkenntnisse in einer Ausschreibung wiederfinden, ist ein zielführender Wettbewerb möglich. Aber auch dann steht den Architekten noch eine schwierige Aufgabe bevor. Nach der Vergabe der Leistungen und der darauf folgenden Fertigung der Türen in Sonderkonstruktion wird sich auf dem Prüfstand zeigen, ob die vorgesehenen Bauarten die Erwartungen erfüllen können.    

Bei solchen Flügelgrößen und -gewichten sind die Kräfte bei einer manuellen Bedienung nicht mehr akzeptabel, erst recht im barrierefreien Bauen. Für derartige Einsatzzwecke sind Unterflurantriebe geeignet, die für diese Lasten ausgelegt sind. Bei regelmäßiger Wartung sind solche Türanlagen funktionssicher zu betreiben.

Bei der Planung dieser Türen ist unbedingt der Notfall mit Stromausfall zu berücksichtigen. Die jeweils geeignete Lösung ist nur innerhalb einer Risikobeurteilung zu finden. Eine Kombination aus technischen Maßnahmen, z.B. eine unabhängige Stromversorgung und organisatorischen Maßnahmen wie die geplante Evakuierung, wird in diesen Fällen erforderlich.

Eines steht fest; die vorhandenen Normen reichen bei solch vielfältigen Herausforderungen bei Weitem nicht mehr aus. Es ist die Zeit der vielen Regelwerke der Unfallversicherer, Bauministerien und Verbänden, die gepaart mit gesundem Menschenverstand und fachlicher Kompetenz zu einer Lösung führen.

Literatur

  1. EN 16034:2014-12
    Türen, Tore und Fenster - Produktnorm, Leistungseigenschaften - Feuer- und/oder Rauchschutzeigenschaften
    Beuth Verlag GmbH, Berlin
  2. EN 16005:2013-01
    Kraftbetätigte Türen – Nutzungssicherheit – Anforderungen und Prüfverfahren
    Beuth Verlag GmbH, Berlin
  3. DIN 18040-1:2010-10
    Barrierefreies Bauen – Planungsgrundlagen – Teil 1: Öffentlich zugängliche Gebäude
    Beuth Verlag GmbH, Berlin
  4. ASR V3a-2
    Barrierefreie Gestaltung von Arbeitsstätten
  5. VDI 6008:2012-12
    Barrierefreie Lebensräume – Allgemeine Anforderungen und Planungsgrundlagen
    Beuth Verlag GmbH, Berlin
  6. Leitfaden Barrierefreies Bauen
    Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, März 2014