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Technische Anforderungen an das Bauteil Fenster wie auch die Leistungseigenschaften der auf dem Markt verfügbaren Bauprodukte steigen kontinuierlich. Demgegenüber haben sich die bei der Fenstermontage gültigen Prinzipien und Regeln seit Jahrzehnten nicht oder nur kaum mehr verändert.
Um die allgemeinen Regeln bei der Fenstermontage nochmals in Erinnerung zu rufen, werden diese hier – und zwar in der in allen VOB-Bauverträgen als allgemeine technische Vertragsbestimmungen (DIN 18355) seit 15 Jahren gültigen Formulierung – verkürzt zitiert:
- Bauteile sind so zu befestigen und aufzulagern, dass die Kräfte sicher in den Baukörper übertragen und Bewegungen aus den Bauteilen aufgenommen werden.
- Die Abdichtung zwischen Außenbauteilen und Baukörper muss umlaufend, dauerhaft und schlagregendicht sein.
- Fugen zwischen Außenbauteilen und Baukörper sind mit Dämmstoffen vollständig auszufüllen.
- Anschlussfugen sind innenseitig dauerhaft luftundurchlässig abzudichten.
Obwohl diese Prinzipien inzwischen dem bei der Planung und Ausführung involvierten Personenkreis sehr gut bekannt sein sollten, sind hier hinsichtlich von Baumängeln immer noch die größten Defizite festzustellen. Offensichtlich wird dem Thema Fenstermontage also nach wie vor zu wenig Beachtung geschenkt. Im Unterschied zu früher hat das Nichtbeachten der Prinzipien und Regeln heute jedoch einen noch viel größeren Einfluss auf die gestiegenen Anforderungen an das Bauteil Fenster im eingebauten Zustand und lässt sich nachträglich nicht mehr so einfach korrigieren.
Ein höherer Stellenwert kommt daher künftig dem Identifizieren von Fehlerquellen bereits während der Fenstermontage zu. Dadurch können Baumängel zumeist frühzeitig einfach vermieden werden.
Typische Fehlerquellen erkennen
Ein Großteil der von ift-Sachverständigen typischerweise vorgefundenen Fehler bei der Fenstermontage ist den nachfolgenden Punkten aus den Themen Befestigung, Wärmeschutz und Abdichtung zuzuordnen:
Befestigung:
- Ankerabstände der Befestigungsmittel werden für die jeweilige Einbausituation überschritten.
- Tragklötze werden nicht korrekt eingesetzt und gegen Verrutschen gesichert, um ausschließlich Druckbelastungen aufzunehmen.
- Distanzhaltende Befestigungen werden im Bereich von Profilverbreiterungen verwendet und können keine Biegebeanspruchung aufnehmen.
- Übermäßige Verformungen führen zu Schäden innerhalb der Fensterkonstruktion und bei angrenzenden Gewerken
- Rahmen sind im Baukörper eingespannt, das Befestigungssystem ist nicht bewegungsaufnahmefähig, um Schäden durch Bewegungen zwischen Fenster und Baukörper (z. B. durch Temperatur- oder Feuchtigkeitsveränderungen) zu vermeiden.
- Risse können entstehen, wenn Längenänderungen des Rahmens durch fehlerhafte Einspannungen im Bereich der Rahmenecken auftreten.
Wärmeschutz:
- Normativen Vorgaben aus DIN 4108-2 („Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden“) zur Vermeidung von Tauwasser- und Schimmelpilzbildung werden nicht eingehalten. Der Temperaturfaktor fRsi, der dabei die zentrale Kenngröße darstellt, ist nicht nachgewiesen (z.B. mittels ift-Montageplaner).
- Tauwasser- und Schimmelpilzbildung im Bereich der Anschlussfugen verursachen Feuchteschäden und Gesundheitsgefahren.
Abdichtung:
- Fehlerhafte Verarbeitung von Abdichtungsmitteln, etwa nicht korrekt abgedichtete Eckübergänge
→ Die Dichtheit der gesamten Anschlussfuge ist auch bereits durch lokale Fehlstellen stark beeinträchtigt. - Fehler, z. B. durch fehlende Detailvorgaben zu Anschlusssituationen und Art der Abdichtung, werden nicht klar kommuniziert und behoben. Prüf- und Hinweispflichten durch Architekten und ausführende Betriebe werden nicht eingehalten.
→ Die Abdichtung kann mit den planerisch vorgegebenen Dichtmitteln bzw. Arbeitsschritten nicht fachgerecht ausgeführt werden.
Vermeiden von Fehlern
Um die typischen Fehlerquellen bei der Fenstermontage zu vermeiden, können die nachfolgenden Strategien angewendet werden:
Sorgfältige Planung und Vorbereitung
- Berücksichtigung der tatsächlichen baulichen Gegebenheiten und frühzeitige Planung korrekter Baukörperanschlüsse
- Genaue Kenntnis und Einhaltung des „RAL-Leitfadens zur Montage“ und Berücksichtigung relevanter Normen wie DIN 4108-2 (Mindestanforderungen an Wärmeschutz und Energieeinsparung).
- Statische Bemessung der Befestigung, besonders bei großformatigen Fenstern
Prüf- und Hinweispflicht
- Alle Fachbeteiligten (Planer, ausführende Firmen) sollten ihrer Prüf- und Hinweispflicht gemäß §4 Abs. 3 der VOB/B nachkommen und fehlerhafte Vorgaben frühzeitig beanstanden.
- Korrektur von Einbaudetails, wenn fehlerhafte Ausführungsdetails vor Ort erkennbar sind
Verwendung geprüfter Materialien
- Einsatz von Abdichtungs- und Befestigungsmitteln, die den Vorgaben der ift-Richtlinien entsprechen (z. B. M0-01/1 und M0-02/1)
Schulung und Qualitätskontrolle
- Schulung der ausführenden Monteure, um sicherzustellen, dass sie die relevanten technischen Vorgaben und Standards kennen
- Durchführung von Qualitätskontrollen während und nach der Montage
Literatur
- DIN 18355:2010-04
VOB Teil C: ATV – Tischlerarbeiten
DIN Media GmbH, Berlin - DIN 4108-2:2013-02
Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden: Mindestanforderungen
DIN Media GmbH, Berlin - Leitfaden zur Planung und Ausführung der Montage von Fenstern und Haustüren für Neubau und Renovierung. Gütegemeinschaft Fenster, Fassaden und Haustüren e.V., Frankfurt und ift Rosenheim (Institut für Fenstertechnik e.V.). Frankfurt, Rosenheim, 03/2024
- ift-Richtlinie MO-01/1
Baukörperanschluss v. Fenstern – Verfahren zur Ermittlung der Gebrauchstauglichkeit von Abdichtungssystemen
ift Rosenheim, 01/2007 - ift-Richtlinie MO-02/1
Baukörperanschluss von Fenstern – Verfahren zur Ermittlung der Gebrauchstauglichkeit von Befestigungssystemen
ift Rosenheim, 06/2015